Juli 19th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Schlaaand und die Entfremdung: Teil 2 – Warum der Bundespräsident Null ist § permalink
Die gestern (hier) problematisierte Überlegung, ob es sich bei der weltmeisterlichen Fahnenschwenkerei und Farbenträgerei um auflebenden Neonationalismus handelt oder nicht, hatte unter anderem die Beobachtung vorgetragen, dass diese öffentliche Symbolmanipulation mit keinem gemeinsamen politischen Inhalt oder Anliegen verbunden war. Man könnte sich also verwundert die Augen reiben, wie erfahrene und reflektierte Beobachter des Politischen überhaupt auf die Idee kommen können, dass es sich hierbei um etwas Politisches oder Politiknahes handeln könnte.
Das Bedauerliche aber ist, dass selbst diesen Beobachtern der Blick dafür abhanden gekommen ist, wo Politisches es mit Inhalt und wo nur mit oberflächlichem Symbolismus oder Symbolmanipulation zu tun hat. Wie der Aufzug der symbolischen Oberfläche bereits mit vollumfänglichem Neonationalismus verwechselt wird, so wird auch die Symbolmanipulation im Allgemeinpolitischen mit Politik verwechselt.
Richard David Precht hat drei Wochen auf SpON einen Artikel zum Besten gegeben, in dem er „Die entfremdete Republik“ (hier) beschrieb. Ich erlaube mir, » Read the rest of this entry «
Juli 18th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Schlaaand und die Entfremdung: Teil 1 – Schwarz-rot-goldene Vuvuzelas § permalink
Zwei Sachverhalte, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Weltmeisterschaftsbilder, in denen Menschenmassen mit Nationalflaggen zusammen vor Großbilleinwänden stehen oder sich gar in Stadien versammeln, um gemeinsam „Fernsehen“ zu schauen. Ein aufkommender, sich hinterrücks einschleichender Neonationalismus, wie Müller )hier und hier) auf den Nachdenkseiten meint – oder doch ganz harmlos wie der Spiegelfechter und die überwiegende Schar seiner Kommentatoren hier meinen?
Eine offenbar schnell voranschreitende Entfremdung der Bürger des Landes gegenüber den Staatsvertretern, den Repräsentanten der „Nation“. Eine mangelnde Beteiligung, mangelndes politisches Interesse, Verachtung von Politikern, von Politik überhaupt.
Was hat beides miteinander zu tun? » Read the rest of this entry «
Juni 13th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Die Krise ist keine Wirtschaftskrise, sondern eine Gesellschaftskrise § permalink
Vor einigen Wochen hatte ich mich (hier und hier) dazu erhoben zu behaupten, das Wirtschaftssystem sei längst schon kein Subsystem der Gesellschaft mehr, sondern umgekehrt die Gesellschaft ein Subsystem der Wirtschaft. Echte Luhmann-Kenner und Systemtheoretiker wie Kusanowskys differentia und Strobl/Lübberdings weissgarnix würden mir dafür vermutlich den Allerwertesten versohlen, weil ich Luhmann dermaßen fehlinterpretiere und fehlverwende. Was mich nur dazu bringt, im Stehen weiterzuschreiben und mein Missverständnis so lange voranzutreiben, wie es fruchtbar scheint (wobei ich für Korrekturen selbstverständlich neugierig dankbar bin).
In der taz/Le Monde diplomatique ist an diesem Wochenende ein langer Artikel von Serge Halimi (mehr) zu finden mit dem Titel „Macht und Geld und Politik“ (hier). Darin argumentiert er an einer Reihe von Beispielen zur folgenden » Read the rest of this entry «
Mai 7th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Zeit für Europa § permalink
Das gegenwärtige Konstrukt namens Europäische Union entstand als eine wirtschaftliche Gebilde: EG — EWS — Ecu — EWU — EU (alles hier). Es veränderte und erweiterte sich zu einem politisch-bürokratischen Bund. Und lässt die Frage offen, wie sich die Gesellschaften (jenseits aller Nationen-Fragen) zueinander und miteinander verhalten. Dabei ist es höchste Zeit, sich dieser Frage zu nähern. Soll dieses Europa aus nebeneinander her existierenden, sich gelegentlich besuchenden Subgesellschaften gleich Städten oder Inseln bestehen? Oder soll sich eine gemeinsame Gesellschaft mit Vielheit entwickeln? Kann die europäische Verbindung der Gesellschaften ein utopisches Potenzial entwickeln — oder bleibt es der weitgehend skeptisch betrachtete, halbdemokratisch legitimierte bürokratische Moloch, dem man zwar — einer Versicherung gleich — angehört, mit dem man aber möglichst wenig zu tun haben möchte. Der zwar eine gemeinsame Währung, einen gemeinsamen Wirtschafts- und sich angleichenden Rechtsraum hervorbringt, gemeinsame Armeeteile aufstellt — aber nicht wirklich bei den Menschen ankommt.
Um damit zum Kernthema des Blogs zu kommen: Theaterleute wie Lessing waren es, die bei der Entstehung der Nation, die die Sprachgemeinschaft über die Standesdifferenzen setzen und Einheit herstellen sollte, das Wort führten. Dass die » Read the rest of this entry «