Gestern war der Mangel an Knappheit zu einer ersten Hypothese der Digitalökonomie erklärt worden. Nun gibt es verschiedene Knappheiten, die sich nicht über einen Kamm scheren lassen, verschiedene Märkte, die sich durch die jeweils spezifische Knappheit auszeichnen. Im ersten Angriff ist das:
- Rohstoffknappheit
- Warenknappheit
- Arbeiterknappheit
- Arbeitsknappheit
- Mittelknappheit
- Nachfrageknappheit
All diese Knappheiten können sich sowohl positiv als auch negativ auf die Gesamtökonomie des vordigitalen Zeitalters auswirken: Von jeder dieser Knappheiten gibt es ein “zu viel”, “zu wenig”, goldrichtig. Und den Zustand herzustellen, in dem sich alle Knappheiten in einem Gesamtzusammenhang des “goldrichtig” befinden, ist so schwierig, dass es offensichtlich nicht (dauerhaft) gelingt. Zudem fehlen hier sicherlich noch Knappheiten.
All diese Knappheiten haben keinerlei Einluss auf die Digitalökonomie. Der (materiale) Rohstoff ist unbegrenzt verfügbar: Möge man ihn als mikroelektroonische Schaltzustände oder was auch immer sehen. Der Rohstoff mangelt nicht. Ebensowenig kann es an Virtualien mangeln — von jeder einzelnen Virtualie gibt es so viele Exemplare, wie es Nachfrage nach ihr gibt. Sie ist zu jeder Zeit an jedem Ort erhältlich. Auch Knappheit an Arbeitskräften kann es nicht geben — es mag vielleicht langsamer voran gehen. Oder es werden weniger Varianten (oder mehr) von bestimmten Virtualien angeboten — aber es kann keinen Arbeitskräftemangel geben. Ebenso kann die Arbeit nicht ausgehen — weil jeder Beteiligte (zum Beispiel in diesem Blog) selbst durch Kreativität oder Kreativarbeit jederzeit neue, neu gemischte, wiederholte Virtualien produzieren kann und produziert. Die Mittelknappheit im virtuellen Raum spielt keine Rolle, weil die Mittel nicht an reale oder reelle Güter gebunden sind. Die Finanzmittel können sich ohne jedes Problem vermehren, vermindern — wie auch immer. Aber es gibt keine “natürliche” Knappheit der Mittel (wenn auch der Verteilung — das ist aber ein anderes Thema). Nachfrageknapheit kann es nicht geben, weil die Nachfrage nicht vom Angebot abhängig ist bzw. dieses nicht von ihr. Angebot und Nachfrage sind nicht aufeinander bezogen. Ob Angebotenes nachgefragt, häufig oder selten abgerufen wird — ist zunächst völlig egal. Es wird erst dann interessant, wenn Grenzen eingezogen und dadurch Verknappung künstlich produziert wird. Aber warum sollte Verknappung künstlich produziert werden? Warum sollen, wenn es gleichviel kostet, ein Exemplar von einer Sache kostet oder 5 Milliarden Exemplare davon herzustellen, die Milliarden verknappt werden? Dem Fortkommen der Menschheit scheint es nicht zu nützen. Und das nicht zu vergessen — ist letztlich das Ziel gemeinsamen Wirtschaftens.