Gerade erst durch Hinweis der besten Ehefrau von allen darauf gestoßen. Ein tolles Video zum Thema Überwachung.
Du bist Terrorist (You are a Terrorist) english subtitles from alexanderlehmann on Vimeo.
Gleichzeitig ist mir Heribert Prantls “Der Terrorist als Gesetzgeber. Wie man mit Angst Politik macht” (amazon) in die Hände gekommen, das mit viel Verve als Plädoyer geschrieben ist. Bin mir nicht ganz sicher, ob die Lektüre wirklich empfehlenswert ist für diejenigen, die sich grundsätzlich zu diesem Thema schon informiert und/oder Gedanken gemacht haben. Als kritische Stimme im Journalismus aber finde ich Prantl großartig.
Und schließe gleich einen weiteren Artikel von Prantl — diesmal zum Thema Blogger versus Journalismus — an, den ich enorm beeindruckend finde, weil es Prantl gelingt, die politische Dimension des Bloggens selbst zurückzubinden an die Zeit der Entstehung von Tageszeitungen rund um die bürgerliche Revolution von 1848/49 (via netzpolitik). Aus Prantls Text:
Die wirklich große Gefahr für den Journalismus hierzulande geht vom Journalismus, von den Medien selbst aus – von einem Journalismus, der den Journalismus und seine Kernaufgaben verachtet; der Larifari an die Stelle von Haltung setzt; die Gefahr geht von Verlegern aus, die den Journalismus aus echten und vermeintlichen Sparzwängen kaputtmachen; sie geht von Medienunternehmern aus, die den Journalismus auf den Altar des Anzeigen- und des Werbemarktes legen. […]
Das Internet ist keine Gefahr, sondern eine Chance für den Journalismus. Es bietet viel kostengünstigere Distributionsmöglichkeiten für den Journalismus als bisher, der logistische Aufwand, Presse an den Mann und die Frau zu bringen, fällt weg. Natürlich wird es den klassischen Print-Journalismus weiter geben. Aber dieser gute klassische Journalismus ist kein anderer Journalismus als der gute digitale Journalismus. Es gibt guten und schlechten Journalismus, in allen Medien – so einfach ist das. Guter Journalismus hat große Zeiten vor sich: Noch nie hatten Journalisten ein größeres Publikum als nach der digitalen Revolution. Noch nie war Journalismus weltweit zugänglich. Es gibt daher ein besonderes Bedürfnis nach einem orientierenden, aufklärenden, einordnenden und verlässlichen Journalismus. Die Ausweitung des wissbaren Wissens, seine horizontale Erweiterung, wird auf Kosten ihrer Vertikalisierung, ihrer Vertiefung, erwirtschaftet. Die Datenmenge nimmt zu, aber die Datenverarbeitung bleibt bisher aus. Gegen Datentrash helfen nur Reflexion und Hintergrundbildung. Das ist die gemeinsame Aufgabe von Publizistik und Wissenschaft.
Und besondere Beachtung verdient imho der folgende Passus:
Wir erleben wieder eine Kommunikationsrevolution wie 1848/49. Mich erinnern die Blogger von heute an die politisierten Bürger von 1848/49 – Blogs sind mehr Demokratie. Soll da wirklich der professionelle Journalismus die Nase hochziehen, so wie es vor 160 Jahren die etablierten fürstlichen Herrschaften und die monarchischen Potentaten getan haben? Aber: Die neue Kommunikationsrevolution braucht professionelle Begleitung, sie braucht einen publizistisch-gelehrten Kern. Es gibt ein neues, ganz anderes Professoren-Parlament: Es heißt Internet. Dieses digitale Parlament braucht, wie das damals in der Frankfurter Paulskirche, Führung und Sachverstand.
Meiner Meinung nach ist allerdings die nächste Paulskirche keine Kirche, sondern ein — Theater. Viele Theater. Alle Theater. Sei es in der Form des Trubinals (wie hier angedacht). Sei es in der Mischung aus Theater und wissenschaftlicher Theorie wie im Trierer Festival Maximierung Mensch (hier oder Flyer) oder im (von mir viel zu spät bemerkten — wofür ich mich ohrfeigen könnte) Projekt “Über Leben im Umbruch” vom Gorkij-Theater und einem Soziologenteam rund um Heinz Bude (link). In jedem Falle aber als “Labor der praktischen Vernunft”.