Wahrheit, Wirklichkeit, Gerechtigkeit und Entscheidung im Fußball — ein Versuch @kusanowsky

Juni 23rd, 2012 § 1 comment § permalink

Macht man sich den Spaß, den von Kus­anow­sky (hier) auf­ge­nom­me­nen Ball hin­sicht­lich der Refle­xi­on der Ereig­nis­se um das viel­dis­ku­tier­te (Nicht-)Tor im Spiel Ukrai­ne-Eng­land wie­der­um anzu­neh­men und steil auf die abschlie­ßen­den Tor­hei­ten zuzu­spie­len, käme man wohl mit dem fol­gen­den Gedan­ken in Strafraumnnähe:

Fast schon letzt­end­lich lässt sich der Dis­kurs um das Gesche­hen redu­zie­ren auf eine dahin­ter lie­gen­de Grund­an­nah­me, näm­lich die­je­ni­ge, ein (Schieds)Richter habe die Wahr­heit her­aus­zu­fin­den, um ein gerech­tes Spiel­ergeb­nis zu ermög­li­chen. Die Alter­na­tiv­for­mu­lie­rung, der die­ser Grund­an­nah­me wie­der­spricht und die an die Wur­zeln der Moder­ne rührt, wäre: Der (Schieds)Richter hat nach bes­tem Wis­sen und Gewis­sen spiel­re­gel­kon­for­me Ent­schei­dun­gen zu fäl­len. Letz­te­res müss­te den Ver­zicht auf Wahr­heits­an­spruch ein­schlie­ßen. Heißt: Das Urteil ist nicht die Wie­der­ga­be einer Wahr­heit, son­dern eine abschlie­ßen­de Ent­schei­dung unter den Bedin­gun­gen „nach mensch­li­chem Ermes­sen“. Ers­te­res dage­gen bean­sprucht ein End­ur­teil, das das mensch­li­che Ermes­sen ledig­lich als Feh­ler­quel­le und damit Quel­le der Unsi­cher­heit betrach­tet. Dar­in schließt die schein­bar nur um Fuß­ball krei­sen­de Debat­te durch­aus naht­los an die recht­li­che Debat­te um das Gerichts­ur­teil an. Hat der Rich­ter die Auf­ga­be, im Pro­zess die Wahr­heit zu fin­den? Oder hat er ein Urteil „bey­ond reasonable doubt“ zu fäl­len? Ist das Urteil der Abschluss eines Pro­zes­ses? Oder ist das Ende des Pro­zes­ses die Offen­ba­rung bzw. Offen­bar­wer­dung und Unver­bor­gen­heit der Wahr­heit? Folgt das Urteil den Regeln der Straf­pro­zess­ord­nung? Oder unter­liegt das Urteil dem Wahr­heits­an­spruch? Im ers­te­ren Fal­le schlös­se das Urteil die Mög­lich­keit des Feh­lers im Pro­zess ein (wor­auf Kus­anow­sky im Namen der sport­li­chen Fair­ness abhebt). Das Ergeb­nis könn­te nie­mals Wahr­heit, son­dern nur höchs­te Wahr­schein­lich­keit oder Men­schen­mög­li­ches sein. Letz­te­res wäre ein Urteil, des­sen mensch­li­cher Anteil so weit zu redu­zie­ren wäre, dass eigent­lich nur das Got­tes­ur­teil ein sinn­vol­les Ver­fah­ren wäre.

Wahr­heit und Wirklichkeit

Obwohl weder Fuß­ball, noch bür­ger­li­che Gerich­te es (vor­der­grün­dig!) mit meta­phy­si­schen Wahr­hei­ten zu tun haben, fin­det doch gele­gent­lich ein dis­kur­si­ve Ver­wechs­lung von Wahr­heit und Wirk­lich­keit statt. Die Wahr­heit her­aus­zu­fin­den heißt, wie es „wirk­lich“ gewe­sen ist. Und die Wahr­heit zu sagen for­dert die adaequa­tio ver­bi et rei, also eine Form sprach­li­cher Aus­sa­gen­wahr­heit, in der das, was gesagt wird,  wie­der­ge­ben soll, was wirk­lich oder wahr­haf­tig gewe­sen ist. Die Unsi­cher­heit, Wider­sprüch­lich­keit und Stör­an­fäl­lig­keit mensch­li­cher » Read the rest of this entry «

Das Urheberrecht in der Werbeindustrie — Einspruch Euer Ehren #adc12

Mai 13th, 2012 § 1 comment § permalink

Jetzt hat auch der Art Direc­tors Club (ADC), der Krea­tiv­ver­band der Wer­be­indus­trie (des­sen Mit­glied ich bin)  zur Urhe­ber­rechts­de­bat­te Stel­lung bezo­gen. Und sich ziem­lich blamiert.

Ich hat­te den letz­ten Tagen das Ver­gnü­gen, als Juror für den ADC Dia­log­wer­be­ar­bei­ten des letz­ten Jah­res unter Krea­tiv­ge­sichts­punk­ten mit zu jurie­ren. Net­te Sache. Bei der gest­ri­gen Preis­ver­lei­hung hat­te ich dann das noch grös­se­re Ver­gnü­gen, wenn nicht die Ehre, die groß­ar­ti­ge Anzei­ge des ADC zum Tod Vic­co von Bülows zu laudatieren.
Weit weni­ger ver­gnüg­lich, um nicht zu sagen ärger­lich unre­flek­tiert fand ich dage­gen die Stel­lung­nah­me des ADC Vor­stands­spre­chers Jochen Räde­ker zum Urhe­ber­recht. Mit pathe­ti­schem Unter­ton for­der­te er ein star­kes Urhe­ber­recht zum Schutz der Krea­ti­ven. Es kön­ne ja wohl nicht sein, dass sich jeder ein­fach ohne Bezah­lung krea­ti­ve Leis­tung downloade.
Das ist enorm dumm. Aus zwei Gründen:

  1. Dürf­te der Wer­be­indus­trie nicht dar­an gele­gen sein, die Leis­tun­gen ihrer Krea­ti­ven, von Tex­tern, Desi­gnern, Dreh­buch­au­to­ren, Musi­kern, Pro­gram­mie­ren nach Prin­zi­pi­en des geis­ti­gen Eigen­tums der Schöp­fer behan­deln zu las­sen. Wäre ja nett, wenn ein Tex­ter gegen ein Unter­neh­men zu Fel­de zöge weil sei­ne Head­line oder sein Cla­im nicht in der von ihm/ihr geschaf­fe­nen Form erscheint, wenn Dreh­bü­cher vom Kun­den oder Vor­ge­setz­ten umge­schrie­ben, Musik ver­hunzt wird. Von finan­zi­el­len Ansprü­chen an die Ver­wer­ter wol­len wir mal schweigen.
    Rich­tig ärger­lich dar­an ist, dass eigent­lich die Wer­be­indus­trie schon lan­ge mit nach-urhe­ber­recht­li­chen Prin­zi­pi­en arbei­tet. Wer­be­maß­nah­men enste­hen seit » Read the rest of this entry «

Theater als moralische Anstalt und unmoralisches Unternehmen – Teil 2

April 29th, 2012 § 1 comment § permalink

Nun also den bereits eigent­lich im letz­ten Pos­ting geplan­ten Rezen­si­ons­text zu „Unter­neh­mens­ethik für den Kul­tur­be­trieb – Per­spek­ti­ven am Bei­spiel öffent­lich recht­li­cher Thea­ter“ von Dani­el Ris, der nicht im enge­ren Sin­ne Rezen­si­on sein wird. Dazu hat die lite­ra­ri­sche Form der aka­de­mi­schen Mas­ter­ar­beit zu vie­le Eigen­ge­setz­lich­kei­ten, die zwar aka­de­misch begut­ach­tet wer­den, nicht aber rezen­siert wer­den kön­nen. Sie mögen ner­vig sein, gehö­ren aber zu die­ser Form. Dazu gehört die ein­lei­ten­de und für das eigent­li­che Ziel doch eher einen Umweg dar­stel­len­de Auf­ar­bei­tung unter­schied­li­cher Ethi­ken im All­ge­mei­nen und Ansät­zen für Unter­neh­mens­ethik im Beson­de­ren. Muss man so machen, macht er gründ­lich. So weit so gut.

Span­nend wird das Büch­lein an ande­rer Stel­le, in sei­nem empi­ri­schen Teil. Ris hat es geschafft, Inter­views mit einem Dut­zend Inten­dan­ten zu füh­ren und die­se zu ihren ethi­schen oder all­ge­mei­nen Grund­sät­zen der Mit­ar­bei­ter- und Unter­neh­mens­füh­rung zu befra­gen.  Es sind Klaus Zehelein (Prä­si­dent des Büh­nen­ver­eins), Ulrich Khuon (DT Ber­lin), Mar­tin Kusej (Staats­schau­spiel » Read the rest of this entry «

Theater als moralische Anstalt und unmoralisches Unternehmen – Teil 1

April 29th, 2012 § 4 comments § permalink

Auf nacht­kri­tik fin­det gera­de eine der inten­sivs­ten Kom­men­tar­de­bat­ten der letz­ten Zeit statt, anschlie­ßend an den Arti­kel zum Kul­tur­in­farkt (hier) und an einen wei­te­ren Bei­trag zur sozia­len Lage der Schau­spie­ler (hier). Zusam­men­ge­rech­net fin­det sich zu den bei­den Arti­keln etwa 200 Kom­men­ta­re, die einer­seits die Gehalts­si­tua­ti­on von Dar­stel­le­ren dis­ku­tie­ren, einig sind, dass die unte­ren Gehalts­grup­pen skan­da­lös nied­ri­ge Bezü­ge auf­wei­sen, dabei gele­gent­li­che Schlen­ker über die Groß­ga­gen der Inten­dan­ten oder auch die Ein­kom­men der nicht­dar­stel­le­ri­schen Beschäf­tig­ten (Tech­ni­ker, Hand­wer­ker, Ver­wal­tung) in Bezie­hung zu den Schau­spie­lern set­zen. Ande­rer­seits wird im Kul­tur­in­farkt-Thread hef­tig über die finan­zi­el­le Aus­stat­tung der Büh­nen durch die öffent­li­che Hand, zugleich über Thea­ter­for­men wie “frei“ oder „Stadt­thea­ter“ gestrit­ten. Es geht um die Bemes­sung öffent­li­cher Mit­tel, gele­gent­lich um die Fra­ge der künst­le­ri­schen Insti­tu­ti­on und ihre Aus­wir­kung auf die künst­le­ri­schen Inhal­te und zeit­wei­se auch um die „auto­ri­tä­ren“ Struk­tu­ren an deut­schen Stadt­thea­tern. Inten­siv und pole­misch geführt, bringt die Debat­te zwar » Read the rest of this entry «

Die Blackfacing-Theaterdebatte: Das Politische im Ästhetischen (postdramatiker auf nachtkritik.de)

Februar 22nd, 2012 § 1 comment § permalink

Ges­tern erschien auf nachtkritik.de (hier) ein Arti­kel von mir zu der in thea­ter­af­fi­nen und anti­ras­sis­ti­schen Kri­sen im Netz hef­tig geführ­ten Debat­te zum The­ma “Black­fa­cing”, der Pra­xis also, wei­ße Dar­stel­ler durch Gesichts­be­ma­lung “Schwar­ze” dar­stel­len zu las­sen. Die Erbit­tert­heit die­ser in zahl­lo­sen Kom­men­ta­ren und Bei­trä­gen aus­ge­tra­ge­nen Dis­kus­si­on war­tet mit der eini­ger­ma­ßen über­ra­schen­den Situa­ti­on auf, dass bei­de Sei­ten sich in der Ableh­nung des Ras­sis­mus zutiefst einig sind, auf der einen Sei­te aber ras­sis­ti­sche Prak­ti­ken von Anti­ras­sis­ten ange­pran­gert und nach­voll­zieh­bar begrün­det wer­den, ande­rer­seits sich Thea­ter­leu­te mit Ver­weis auf “harm­lo­se” Thea­ter­tra­di­tio­nen ver­tei­di­gen, für die eben­so­gu­te Argum­nte ins Feld zu füh­ren sind. In dem Arti­kel unter­neh­me ich — mit einer Vol­te über die Luhmann’sche Figur des “Unter­schieds, der einen Unter­schied macht” — den Ver­such, die gemein­sa­me Quel­le von Ras­sis­mus und einer rol­len­zen­trier­ten Thea­ter­tra­di­ti­on frei­zu­le­gen, mit dem Ziel zu einer gründ­li­che­ren Refle­xi­on der Fra­ge­stel­lung und mög­li­chen Kon­se­quen­zen für Thea­ter­pra­xis zu kommen.

Da der Arti­kel umfang­reich ist und sich ver­mut­lich hier im Blog schlecht lesen lässt, gibt es ihn hier als PDF-Down­load.

Um die Debat­te un das ewi­ge Kri­sen in sich ähneln­den Kom­men­ta­ren nicht über zusätz­li­che Platt­for­men zu zer­streu­en, deak­ti­vie­re ich in die­sem Pos­ting aus­nahms­wei­se die Kom­men­tar­funk­ti­on und lade zu Kom­men­tar und Dis­kus­si­on auf nachtkritik.de ein.

Nach­trag: Inzwi­schen ist ein inter­es­san­ter wei­te­rer Text von Jür­gen Bau­er zu der Dis­kus­si­on auf nachtkritik.de (hier) erschie­nen, der sich mit den Erschei­nungs­for­men von Black­fa­cing dif­fe­ren­ziert aus­ein­an­der setzt. 

Wer hier lesen möch­te, kann das im Fol­gen­den tun: » Read the rest of this entry «

Datenschutzkonforme(re) Social Plugins im Blog

Dezember 13th, 2011 § 5 comments § permalink

Ich set­ze jetzt ver­suchs­wei­se hier im Blog auf die daten­schutz­kon­for­me­ren Social Plug­ins, die sich durch 2‑Klicks akti­vie­ren las­sen — und die, soweit zu sehen, das häu­fig dis­ku­tier­te Pro­blem umge­hen, dass Face­book bereits Daten von Usern bekommt, die sich nur auf einer Sei­te befin­den, die den ori­gi­nä­ren “Like”-Button ein­ge­bun­den hat, das heißt: ohne akti­ves Kli­cken von “Like/Gefällt mir” oder “Share”. Ich benut­ze dafür das “2‑Click Social Media But­tons” Plug­ing (hier mehr dazu).

Wer möch­te, kann bei den Plug­ins unter dem klei­nen Zahn­rad aktiv ankli­cken, dass er die But­tons dau­er­haft akti­viert haben möch­te. Ich finds kom­for­ta­bel genug — wenns dem Daten­schutz dien­lich ist: So möge es sein. Und ein hüb­sches Grau passt zu disem Blog eh bes­ser, als die bun­ten Plugins :-)

Ich bin gespannt, ob das das Wei­ter­lei­tungs­ver­hal­ten merk­bar verändert.

Machen Datenschützer Facebook platt — oder eben doch nicht?

Dezember 9th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Machen Datenschützer Facebook platt — oder eben doch nicht? § permalink

Bei Nico Lum­ma (dis­clo­sure: Mit dem zusam­men ich zu den Grün­duns­mit­glie­dern von D64 – Zen­trum für digi­ta­len Fort­schritt gehö­re) fin­det sich heu­te hier ein sehr pro­non­cier­ter Blog­post zu der gest­ri­gen Erklä­rung des Düs­sel­dor­fer Krei­ses, des Zusam­men­schlus­ses aller Daten­schutz­be­hör­den der Län­der, die hier nach­zu­le­sen ist.

Zwi­schen­be­mer­kung: Wie­wohl beruf­lich mit Face­book beschäf­tigt, feh­len mir umfas­sen­de tech­ni­sche Hin­ter­grün­de, die mich zu einem tat­säch­lich fun­dier­ten Stand­punkt hin­sicht­lich der Fra­ge befä­hi­gen, was wo wie Face­book mit den durch Inte­gra­ti­on sei­ner Social Plug­ins wie des Like-But­tons tat­säch­lich für Daten sam­melt und wie die­se Daten genau ver­wer­tet wer­den. So weit ich sehe, gibt es eini­ge, die dazu durch­aus fun­dier­te­res Wis­sen haben, lese ich aber die Erklä­rung der Daten­schüt­zer, scheint auch selbst in die­sem Kreis nie­mand wirk­lich genau zu wis­sen, was Face­book damit tut. Es heißt dort, dass „Anbie­ter deut­scher Web­sites, {…} in der Regel kei­ne Erkennt­nis­se über die Daten­ver­ar­bei­tungs­vor­gän­ge haben kön­nen, die bei­spiels­wei­se durch Social Plug­ins aus­ge­löst wer­den …“. Zu einem gro­ßen Teil speist sich also die Vehe­menz der Debat­te auch aus der Tat­sa­che der man­geln­den Trans­pa­renz, die auf der einen Sei­te zu der Unter­stel­lung miss­bräuch­li­cher oder bös­wil­li­ger Ver­wen­dung füh­ren, auf der ande­ren Sei­te zu einem „die wer­den schon nicht“ füh­ren muss. Ende der Zwischenbemerkung.

Lum­ma schüt­tet in sei­nem Blog­post das Daten­schüt­zer­kind mit dem Bade aus – und das repro­du­ziert sich in den Kom­men­ta­ren zu sei­nem Pos­ting. Da es mei­nes » Read the rest of this entry «

Das Thalia und die Spiel(plan)verderber 2: Durch Leiden wird man Demokrat

Dezember 5th, 2011 § 1 comment § permalink

Inter­es­san­tes tut sich rund um die soge­nann­ten Demo­kra­ti­sie­rungs­ver­su­che des Tha­lia Thea­ters – und es beginnt ein Thea­ter rund um das Thea­ter, das ver­mut­lich weit­aus inter­es­san­ter ist als die Fra­ge, was denn am Ende wirk­lich gewin­nen wird.  Natür­lich ist Klug­scheis­se­rei hin­ter­her ein­fa­cher als die soli­de Orga­ni­sa­ti­on eines Par­ti­zi­pa­ti­ons­pro­zes­ses – die­se Ein­fach­heit erlau­be ich mir eben­so wie das Recht, mei­ne anfäng­li­che Beein­druckt­heit jetzt der nüch­ter­nen Betrach­tung wei­chen zu las­sen. Denn zu beob­ach­ten ist hier zunächst ein zukünf­ti­ger Lehr­buch­fall miss­ver­stan­de­ner Demo­kra­ti­sie­rung, den zu betrach­ten sich lohnt jen­seits der blo­ßen und letzt­lich ziem­lich irrele­van­ten Fra­ge, was an eini­gen Aben­den in einem Ham­bur­ger Thea­ter dem­nächst läuft. Zudem ist hier das eigent­lich ers­te Erschei­nen eines zukunfts­träch­ti­gen Thea­ters fest­zu­stel­len, von dem am Ende die­ses Pos­tings zu han­deln sein wird.

Das Pro­jekt: Mehr Demo­kra­tie gewagt – oder nur Lux und Dollerei?

Das Tha­lia beschreibt die Akti­vi­tät als Demo­kra­ti­sie­rung eines Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­mens. Der Inten­dant äußert hier im Inter­view sein Inter­es­se dar­an, was denn das Publi­kum wirk­lich sehen will – und sei es Har­ry Pot­ter. Anders lie­ße sich beschrei­ben: Die von einem demo­kra­ti­schen Gemein­we­sen – der Stadt Ham­burg – als ver­ant­wort­li­che Lei­ter einer städ­ti­schen Ein­rich­tung Ein­ge­setz­ten ent­zie­hen sich ein Stück weit der ihnen vom Gemein­we­sen zuge­wie­se­nen Auf­ga­be der inhalt­lich-kon­zep­tio­nel­len Aus­rich­tung die­ser Insti­tu­ti­on und der damit ver­bun­de­nen Ver­ant­wor­tung der von den Bewoh­nern des Gemein­we­sens auf­ge­brach­ten Finanz­mit­tel. Man lässt eine nicht begrenz­te und unde­fi­nier­te Grup­pe von Men­schen dar­über ent­schei­den, was statt­fin­den soll. Wir spie­len, was irgend­wer will.  Was auch immer, wer auch immer. Es muss nur eine aus­rei­chend gro­ße Zahl von Stim­men zusam­men­kom­men. Man könn­te die Bewoh­ner Ham­burgs eben­so gut dazu ver­pflich­ten, Regen­schir­me auf­zu­span­nen, wenn es in Aus­tra­li­en reg­net. Die Fremd­be­stim­mung durch die – sich selbst als unde­mo­kra­tisch ver­ste­hen­de – Thea­ter­lei­tung wird poten­zi­ell abge­ge­ben in eine ande­re Fremd­be­stim­mung durch irgendwen.

Was heißt demo­kra­ti­sche Ent­schei­dung? Wer ent­schei­det was für wen in demo­kra­ti­schen » Read the rest of this entry «

Das Thalia Theater und die Spiel(plan)verderber

November 23rd, 2011 § 1 comment § permalink

Anfang Novem­ber rief das Ham­bur­ger Tha­lia Thea­ter hier die Öffent­lich­keit auf, vier Posi­tio­nen des nächs­ten Spiel­plans zu bestim­men. Ver­mut­lich stand im Hin­ter­grund der Wunsch, der sich in ver­schie­de­nen Regio­nen der Welt, in der Occu­py-Bewe­gung, in der Netz­öf­fent­lich­keit mani­fes­tie­ren­den Betei­li­gungs­lust der Öffent­lich­keit zu öff­nen und selbst durch offe­ne Par­ti­zi­pa­ti­ons­mög­lich­kei­ten ein Stück offe­ner und „demo­kra­ti­scher“ zu wer­den. Unter Miss­ach­tung aller Erfah­run­gen, die mit ähn­li­chen Crowd­sour­cing- und Con­su­mer Empower­ment-Akti­vi­tä­ten vor­lie­gen. Man stol­pert ein­fach­mal rein in Par­ti­zi­pa­ti­ons­dy­na­mi­ken, in Netz­be­tei­li­gung und so eine Art Demo­kra­tie. Das mag man gut­mü­tig als naiv bezeich­nen – oder » Read the rest of this entry «

Spielzeitstart – Ein paar nicht einmal mehr wütende Gedanken dazu

Oktober 5th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Spielzeitstart – Ein paar nicht einmal mehr wütende Gedanken dazu § permalink

Es ist ruhig gewor­den hier auf dem Blog. Das hat vor­der­grün­dig damit zu tun, dass ich ziem­lich beschäf­tigt bin mit Din­gen, die wenig mit Thea­ter, dafür mehr mit der Finan­zie­rung des all­ge­mei­nen Lebens­be­darfs zu tun haben. Eigent­lich aber kom­me ich beim Nach­den­ken dar­über, war­um mir auch die Moti­va­ti­on fehlt, das eine oder ande­re, was halb geschrie­ben oder noch ganz im Kopf ist, zu ver­fer­ti­gen und zu pos­ten zu einer (mich selbst)) ziem­lich depri­mie­ren­den Folgerung.

Was es so um und über Thea­ter zu lesen und zu hören gibt, inter­es­siert mich nicht. Gar nicht. Es reicht nicht ein­mal hin, mich dar­über auf­zu­re­gen, mich damit aus­ein­an­der zu set­zen, oder Ande­res vor­zu­stel­len oder zu fordern.

Die Spiel­zeit­er­öff­nun­gen und Vor­bli­cke sind von einer sol­chen Belang­lo­sig­keit und ermü­den­den Arro­ganz, die Berich­te dar­über von sol­cher pflicht­er­fül­len­den Abar­bei­tung geprägt, dass ich nicht weiß, was über­haupt am Thea­ter mir eine Visi­on geben könn­te, die mich nicht nur in Aktu­el­les zöge, son­dern mir eine Vor­stel­lung davon gibt, war­um ich mich län­ger­fris­tig damit beschäf­ti­gen soll­te. Wor­an liegt das?

Spiel­zeit­vor­schau­en

In dem wider bes­se­res Wis­sen und zur Unfreu­de zukünf­ti­ger Umzugs­hel­fer erwor­be­nen Jahr­buch Thea­ter Heu­te fin­det sich zwei­er­lei Ernüch­tern­des wenn nicht Abstoßendes:

  1. Ein paar Leu­te wur­den dazu auf­ge­for­dert, sich rund um den Begriff der Wut auf­zu­pum­pen. Hübsch aus­ge­dacht. Ohne Erfolg. Es will nicht so recht Wut wer­den. Man merkt den Bei­trä­gen die an den Haa­ren her­bei­ge­zo­ge­ne Auf­re­gung an, schlech­te Schaus­chrei­be­rei. Wut? Wor­über? Dies oder jenes. Aber für mehr als ein paar Zei­len reicht die Wut nicht. „Sag mal was Wüten­des – und dann leg dich wie­der hin“.
  2. Tra­di­tio­nell schal­ten die Häu­ser hier ihre 1/1 Anzei­gen. Tra­di­tio­nell ste­hen da die Pro­duk­tio­nen, die übers Jahr geplant sind. War ja schon immer so. Kann also wei­ter so gehen. Oder nicht? Reicht es in einer Zeit galop­pie­ren­den Rele­vanz­ver­lusts der Thea­ter noch aus, ein­fach run­ter­zu­schrei­ben, was gespielt wird und einen Jung­gra­fi­ker an eine mög­lichst schrä­ge Gestal­tung zu hocken? Die die Unles­bar­keit mög­lichst auf ganz neue Ebe­nen hebt? Wofür ste­hen die­se Thea­ter? War­um soll das, was da auf­ge­lis­tet wird, ange­se­hen oder besucht wer­den? Sich am Klemp­ner­sor­ti­ments­ka­ta­log für Bad­ar­ma­tu­ren zu ori­en­tie­ren, die sich erschöpft in der Auf­lis­tung der ver­füg­ba­ren Pro­duk­te, setzt vor­aus, dass » Read the rest of this entry «

Where Am I?

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