Update zu “One Laptop per Hartz IV — Empfänger” {UPDATED}

Juli 21st, 2010 § Kommentare deaktiviert für Update zu “One Laptop per Hartz IV — Empfänger” {UPDATED} § permalink

In aller Kür­ze bei der Hit­ze ein Update zu mei­nem gest­ri­gen Pos­ting hier: SpON legt heu­te nach zum The­ma Inter­net für Hartz IV-Emp­fän­ger. Etwas zag­haft — aber immer­hin. Das Som­mer­loch war offen­bar dem The­ma gnä­dig — und in Foren und Mails war auf Spie­gel dazu viel zu lesen. Hier gehts zum Arti­kel. Und hier ins Forum zum ursprüng­li­chen, hier zum heu­ti­gen Artikel.

21.7.2010: Und nun noch das Update zum Update: Auf Hamburg.de (hier) fin­det sich Spen­den­kon­to und Anschrift vom Ver­ein “Com­pu­ter Spen­de Ham­burg”. Will­kom­men sind aus­ge­dien­te Rech­ner und Ersatz­tei­le — und Geld. Also: Hin mit allem, was (sich) noch rech­net — und was sonst so auf der hohen Kan­te rum­liegt auch. http://www.hamburg.de/computerspende/

Vom Performat und Figurat — Zurück zum Postdrama

Juli 21st, 2010 § 10 comments § permalink

Klaus Kus­anow­sky arbei­tet sich seit eini­gen Pos­tings an dem von ihm ent­wor­fe­nen und aus einer Beob­ach­tung der Ver­än­de­run­gen des Begriffs des Doku­ments gewon­ne­nen und geschärf­ten Begriffs des “Per­for­mats” ab. Ich zitie­re sein Defi­ni­ti­ons­per­for­mat (nicht miß­zu­ver­ste­hend als zitier­tes Dokument!):

Bei Per­for­ma­ten han­delt es sich um dau­er­pro­zes­sier­te und fluk­tu­ie­ren­de For­men der Reprä­sen­ta­ti­on von Sinn­kon­den­sa­ten, für die ein Beob­ach­tungs­sche­ma gefun­den wer­den müss­te, das Mani­pu­la­ti­on weder ein- noch aus­schließt. (Quel­le)

Wenn ichs recht ver­ste­he ist die­ses Per­for­mat ein nur kurz­zei­tig zum Still­stand gerin­nen­des Flot­tie­ren, das Unter­schie­de wie Dokument/nicht Doku­ment eben­so kas­siert wie wahr/falsch identisch/nichtidentisch. Das Per­for­mat ist — wür­de ich hin­zu­fü­gen — von drit­ter Ord­nung und dem dem Gerücht ähn­lich, das durch zusätz­li­che Ope­ra­tio­nen als wahr/falsch qua­li­fi­ziert wer­den kann — aber als Gerücht bereits “wirk­sam” ist. Zugleich aber immer selbst in Ver­dacht (wobei der Ver­dacht selbst ein Drit­tes zwi­schen schuldig/unschuldig ist …) steht, unwahr zu sein — und als an der Soh­le der Wahr­heit kle­bend auch die Qua­li­fi­ka­tio­nen “falsch” » Read the rest of this entry «

Schlaaand und die Entfremdung: Teil 3 – „Wir müssen aber alle selbst ran.“

Juli 20th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Schlaaand und die Entfremdung: Teil 3 – „Wir müssen aber alle selbst ran.“ § permalink

In den letz­ten bei­den Bei­trä­gen zum The­ma „Schlaaand und die Ent­frem­dung“ war die Sym­bo­l­o­pe­ra­ti­on (Fah­nen­schwin­ge­rei hier, Bun­des­prä­si­den­ten­wahl­ge­tüm­mel) mit­ein­an­der in Bezie­hung gesetzt wor­den mit dem Hin­weis, das Beob­ach­ter dazu nei­gen, sie für Inhalt­li­ches miss­zu­ver­ste­hen. Wie beim Fah­nen­schwin­gen kein Patrio­tis­mus invol­viert sein muss und nicht invol­viert zu sein scheint, ist die Bun­des­prä­si­den­ten­wahl kein geeig­ne­tes Moment inhalt­li­cher Betei­li­gung der Bevöl­ke­rung an Demo­kra­tie. Bei­des glaubt zu sehr, dass Sym­bo­li­sches Inhalt­li­ches wäre. Und die eigent­lich zu füh­ren­de Debat­te liegt an ande­rer Stel­le: Der Glau­be, der Staat sei das Ensem­ble sei­ner poli­ti­schen Reprä­sen­tan­ten. Heißt: Die Poli­ti­ker „sind“ der Staat.

Natür­lich schwingt die­ses ungu­te Gefühl bei denen mit, die – wie der Spie­gel-Titel – dar­auf hin­wei­sen, dass die Prä­si­den­ten­wahl von Poli­ti­kern aus­ge­kun­gelt sein.  Damit usur­pie­ren Poli­ti­ker das Null­mor­phem, das ihnen nicht gebührt, weil das Wahl­volk dar­über  zu bestim­men hat. Es ist ein Über­griff auf Sym­bo­li­sches – aber das ist eher das Epi­phä­no­men. Der Kampf um eine Posi­ti­on, die nichts zu sagen hat, kann kei­ne inhalt­li­che Fra­ge sein. Es ist die Fra­ge nahch der Macht im und über den Staat. Aber viel wich­ti­ger ist die inhalt­li­che Fra­ge. Heißt: wofür lohnt es sich, inhalt­lich die Fah­nen zu schwin­gen, gemein­sam öffent­lich auf­zu­tre­ten, wofür gilt es, Tri­kots anzu­zie­hen – wenn es denn kein Fuß­ball wäre. Was oder wen » Read the rest of this entry «

One Laptop per Hartz IV — Empfänger

Juli 15th, 2010 § Kommentare deaktiviert für One Laptop per Hartz IV — Empfänger § permalink

Wie­der ein schon län­ger geplan­tes Pos­ting — das aus aktu­el­lem Bericht­an­lass jetzt kommt. SpOn mel­det (Hier) eine soli­da­ri­sche Initia­ti­ve von einem Ham­bur­ger Ehe­paar (unter dem däm­li­chen Titel “Hartz IV Com­pu­ter: Ich schenk dir das Tor zur Welt), das weg­ge­wor­fe­ne oder defek­te Rech­ner her­rich­tet und Hartz IV- Emp­fän­gern schenkt. Umso soli­da­ri­scher des­we­gen, weil die Schen­ken­den selbst von Harzt IV leben — eine Form von Selbst­hil­fe also. Über die­se Selbst­hil­fe woll­te ich nicht blog­gen, aber die dahin­ter ste­hen­de, von SpON kurz auf­ge­grif­fe­ne Fra­ge nach der Rele­vanz von Rech­ner und Inter­net­an­schluss gera­de für die­je­ni­gen, die im her­kömm­li­chen Sin­ne “drau­ßen” also ins­be­son­de­re ohne Job sind.

In Anleh­nung an Nicho­las Negro­pon­tes ambi­tio­nier­tes “One Lap­top per Child” (hier) muss die For­de­rung und die sinn­vol­le Fort­ent­wick­lung der Arbeits­lo­sen­ver­mitt­lung der Paro­le fol­gen: One Lap­top per Arbeits­lo­sem. Heißt: Wer sich arbeits­los mel­det oder mel­den will — bekommt (wenn nicht vor­han­den) einen Lap­top in die Hand gedrückt und die Behör­de zahlt ihm einen breit­ban­di­gen Internetanschluss.

Oha — jetzt die Faul­pel­ze auch noch mit hoch­wer­ti­ger Elek­tro­nik beschen­ken? End­rö­mi­sche Tur­bo­de­ka­denz? Kann nur den­ken oder rufen, wer den digi­ta­len » Read the rest of this entry «

Die Abwärtsspirale — updated

Juli 14th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Die Abwärtsspirale — updated § permalink

Vor eini­gen (gefühlt) Jahr­hun­der­ten hat­te ich hier im Blog ange­fan­gen, mir aus dem Bauch her­aus Gedan­ken zum The­ma Spa­ren zu machen, den öffent­li­chen Spar­wahn auf­grei­fend, mit dem per­ma­nen­ten Vor­sor­ge-und-Ver­sor­gungs­lü­cken­ge­re­de, der Sor­ge des Mit­tel­stands vor Ver­ar­mung und gleich­zei­tig der “Digi­ta­len Dig­res­si­on”, d.-h. der Mög­lich­keit, durch elek­tro­ni­sche Preis­ver­glei­che und Online-Händ­ler die bil­ligs­ten Pro­duk­te zu fin­den und zu erste­hen (etwa hier), im Hin­ter­grund. Eine Art psy­cho­lo­gi­scher Abwärts­s­spi­ra­le also, die die Men­schen im Land (auch mit per­ma­nen­tem Blick auf die öffent­li­chen Haus­hal­te und der dor­ti­gen mora­li­schen Auf­wer­tung von “Spar­sam­keit) in sich zieht und dafür sorgt, dass an Stel­le von Wachs­tum — Spar­tum tritt (etwa hier oder hier). Das also die Kri­se kei­ne Sin­gu­la­ri­tät son­dern Bestand­teil der Zyklen­ent­wick­lung ist, auf die die nächst­hef­ti­ge­re umso siche­rer folgt (etwa hier)

Das hatet natür­lich kei­ner­lei wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Hin­ter­grund — und ich bin des­we­gen umso erfreu­ter (wenn auch in der Sache depri­miert), heu­te bei weiss­gar­nix (hier (Update 2015: Bog inzwi­schen off­line; Link zur Way­back­Ma­chi­ne)) mit Bezug zum bil­ly­b­log hier) ein Pos­ting zu die­sem The­ma zu fin­den, das zeigt, wie die Spar­sam­keit dafür sorgt, dass sich das » Read the rest of this entry «

Päpste, Huren, Könige, Beamte — Marxens Problem mit der Dienstleistungsarbeit

Juli 12th, 2010 § 4 comments § permalink

Ich bin kein Mar­xist. Aber mir scheint Mar­xens Den­ken eines der Frucht­bars­ten zu sein — wenn ich auch glau­be, dass er wesent­li­che, für die Gegen­wart beherr­schend wer­den­de Ver­hält­nis­se igno­riert oder aus­ge­blen­det hat. Das Wich­tigs­te die­ser Fel­der ist das Gebiet der Dienst­leis­tun­gen — zu der die Indus­trie­ge­sell­schaft der Marx-Zeit sich nun­mehr ent­wick­len soll und wird. Dazu fand ich bei Marx eini­ge Pas­sa­gen, die ich im Fol­gen­den weit­ge­hend unkom­men­tiert wie­der­ge­ben will.

War­um? Weil der Wech­sel von der Indus­trie- zur Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft mit einer Art “Imma­te­ria­li­sie­rung” ein­her geht. Bei Marx fin­det die Kon­zen­tra­ti­on auf die soge­nann­te “ver­ge­gen­ständ­lich­te Arbeit” statt, d.h. im Wesent­li­chen eine Arbeit, die einen phy­si­schen Gegen­stand ver­än­dert und sich dar­in “spei­chert” als han­de­le es sich um eine Bat­te­rie, die durch die Arbeits­en­er­gie des Arbei­ters auf­ge­la­den wird. Dar­aus lei­ten sich die Defi­ni­ti­on des Kapi­ta­lis­ten als Besit­zers der Pro­duk­ti­ons­mit­tel, des Genie­ßers des Mehr­werts und des Befehls­ha­bers ab. Wenn nun aber das Werk­stück und die Ver­ge­gen­ständ­li­chung der Arbeit schwin­det, der Auf­trag­ge­ber direkt die Ver­rich­tung des Auf­trag­neh­mers ent­lohnt, sei­ne Diens­te in Anspruch nimmt, ohne dass er für das mate­ri­el­le Geld ein mate­ri­el­les Gut erhält, ver­dre­hen sich die Ver­hält­nis­se. Der Auf­trag­neh­mer kann etwas, das sich der Auf­trag­ge­ber wünscht (als Kun­de) — und ist bereit dafür zu bezah­len. Am Ende der Leis­tung (neh­men wir eine Mas­sa­ge) ist das Bezahl­te weg. Und der Auf­trag­ge­ber muss wie­der­keh­ren, um die Leis­tung erneut in Anspruch zu neh­men. Über das Pro­duk­ti­ons­mit­tel (das Ver­mö­gen, Boltanski/Chiapello wür­den sagen: die Kom­pe­tenz) ver­fügt der Auf­trag­neh­mer, von dem der Auf­trag­ge­ber inso­fern abhän­gi­ger ist als der Kapi­ta­list vom Arbei­ter am Werkstück.

Aus MEW BD. 42 — Öko­no­mi­sche Manu­skrip­te 1857/58(Alle Fet­tun­gen vom mir; Kur­si­vie­run­gen im Original)

Der ein­zi­ge Unter­schied von der ver­ge­gen­ständ­lich­ten Arbeit ist die nicht ver­ge­gen­ständ­lich­te, son­dern sich noch ver­ge­gen­ständ­li­chen­de, die Arbeit als Sub­jek­ti­vi­tät. Oder die ver­ge­gen­ständ­lich­te, d.h. als räum­lich vor­hand­ne Arbeit kann auch als ver­gang­ne Arbeit der zeit­lich vor­hand­nen ent­ge­gen­ge­stellt wer­den. Soweit sie als zeit­lich, als leben­dig vor­han­den sein soll, kann sie nur als leben­di­ges Sub­jekt vor­han­den sein, in dem sie als Fähig­keit exis­tiert, als Mög­lich­keit; als Arbei­ter daher. Der ein­zi­ge Gebrauchs­wert daher, der einen Gegen­satz zum Kapi­tal bil­den kann, ist die Arbeit. {und zwar wert­schaf­fen­de i.e. pro­duk­ti­ve Arbeit. Die­se Neben­be­mer­kung ist vor­weg­ge­nom­men; muß erst ent­wi­ckelt wer­den; by and by. Arbeit als blo­ße Befrie­di­gung von unmit­tel­ba­ren Bedürf­nis­sen hat gar nichts mit dem Kapi­tal zu tun, da es sie nicht sucht. Wenn ein Kapi­ta­list sich Holz hacken läßt, um sein mut­ton zu rös­ten, so ver­hält sich nicht nur der Holz­ha­cker zu ihm, son­dern er zum Holz­ha­cker im Ver­hält­nis des ein­fa­chen Aus­tauschs. Der Holz­ha­cker gibt ihm sei­nen Dienst, einen Gebrauchs­wert, der das Kapi­tal nicht ver­mehrt, son­dern wor­in es sich kon­su­miert, und der Kapi­ta­list gibt ihm eine and­re Ware dafür unter der Form von Geld. So ver­hält es sich mit allen Dienst­leis­tun­gen, die Arbei­ter direkt aus­tau­schen gegen das Geld and­rer Per­so­nen und die von die­sen Per­so­nen kon­su­miert wer­den. Es ist die Kon­sum­ti­on der Revenu, die als sol­che immer in die ein­fa­che Zir­ku­la­ti­on fällt, nicht des Kapi­tals. Indem der eine der Kon­tra­hen­ten dem andern nicht als Kapi­ta­list gegen­über­steht, kann die­se Leis­tung des Die­nen­den nicht unter die Kate­go­rie der pro­duk­ti­ven Arbeit fal­len. Von der Hure bis zum Papst gibt es eine Mas­se sol­chen Gesin­dels. …}

(Marx lei­tet den Dienst­leis­ter vom Skla­ven ab):

Im Skla­ven­ver­hält­nis ist der Arbei­ter nichts als leben­di­ge Arbeits­ma­schi­ne, die daher einen Wert hat für and­re oder viel­mehr ein Wert ist. Das Arbeits­ver­mö­gen erscheint dem frei­en Arbei­ter gegen­über in sei­ner Tota­li­tät selbst als sein Eigen­tum, eins sei­ner Momen­te, über das er als Sub­jekt über­greift und das er erhält, indem er es ver­äu­ßert. […] Aus­tausch ver­ge­gen­ständ­lich­ter Arbeit gegen leben­di­ge Arbeit kon­sti­tu­iert noch nicht weder auf der einen Sei­te das Kapi­tal noch auf der and­ren Sei­te die Lohn­ar­beit. Die gan­ze Klas­se der sog Diens­te vom Schuh­put­zer bis zum König fällt in die­se Kate­go­rie. Eben­so der freie Tag­löh­ner, den wir spo­ra­disch fin­den über­all, wo [… die] Gemein­de sich auf­löst in ein­zel­ne Ele­men­te … [377)

Bei per­sön­li­chen Dienst­leis­tun­gen wird der Gebrauchs­wert als sol­cher kon­su­miert, ohne aus der Form der Bewe­gung in die der Sache über­zu­gehn. […] …selbst gesetzt, A zah­le Geld für den Dienst, so ist dies kei­ne Ver­wand­lung sei­nes Gel­des in Kapi­tal, son­dern viel­mehr Set­zen des­sel­ben als blo­ßen Zir­ku­la­ti­ons­mit­tels, um einen Gegen­stand des Kon­sums, einen bestimm­ten Gebrauchs­wert zu erhal­ten. Die­ser Akt ist daher auch kein Reich­tum pro­du­zie­ren­der, son­dern umge­kehrt Reich­tum kon­su­mie­ren­der Akt. Es han­delt sich für A durch­aus nicht dar­um, daß sich Arbeit als sol­che, eine gewis­se Arbeits­zeit, also Wert , in dem Tuch objek­ti­viert, son­dern daß ein gewis­ses Bedürf­nis befrie­digt wird. A ist nicht ver­wer­tend, son­dern ent­wer­tend sein Geld, indem er [es] aus der Form des Werts in den des Gebrauchs­werts über­setzt.  […] Je öfter A den Aus­tausch wie­der­holt, des­to mehr ver­armt er.  […] Es bedarf kei­ner weit­läu­fi­gen Aus­ein­an­der­set­zung, daß Geld kon­su­mie­ren nicht Geld pro­du­zie­ren ist. (379)

Abge­se­hen von die­ser selt­sam flui­den Form der Arbeit in der Dienst­leis­tung scheint es doch so, dass der Kapi­ta­list durch Dienst­leis­tung .… ent­eig­net wird? Marx schreibt:

In der bür­ger­li­chen Gesell­schaft selbst gehört in die­se Rubrik aller Aus­tausch per­sön­li­cher Dienst­leis­tun­gen — auch Arbeit für per­sön­li­chen Kon­sum, Kochen, Nähen etc., Gar­ten­ar­beit etc., bis hin­auf zu den sämt­li­chen impro­duk­ti­ven Klas­sen, Staats­die­ner, Ärz­te, Advo­ka­ten, Gelehr­te etc. — gegen Revenu in die­se Kate­go­rie. […] Es fällt aber nie­man­dem ein zu den­ken, daß durch Aus­tausch sei­ner Revenu gegen sol­che Dienst­leis­tun­gen, d.h. durch sei­nen Pri­vat­kon­sum, der Kapi­ta­list sich als Kapi­tal setzt. Er ver­aus­gabt viel­mehr dadurch die Früch­te sei­nes Kapi­tals. (380)

Bis hier­her hän­disch abge­schrie­ben vom Buch. Eini­ge wei­te­re Zita­te über­neh­me ich vom Marx-Forum und Trend­par­ti­san (hier und hier)

„Ein Schau­spie­ler z. B. … ist hier­nach ein pro­duk­ti­ver Arbei­ter, wenn er im Dienst eines Kapi­ta­lis­ten … arbei­tet, dem er mehr Arbeit zurück­gibt, als er in der Form des Lohns von ihm erhält, wäh­rend ein Flick­schnei­der, der zu dem Kapi­ta­lis­ten ins Haus kommt und ihm sei­ne Hosen flickt, ihm einen blo­ßen Gebrauchs­wert schafft, ein unpro­duk­ti­ver Arbei­ter ist. Die Arbeit des ers­te­ren tauscht sich gegen Kapi­tal aus, die des zwei­ten gegen Reve­nue (= Kon­sum­aus­ga­ben). Die ers­te­re schafft einen Mehr­wert; in der zwei­ten ver­zehrt sich eine Reve­nue.“ K. Marx, Theo­rien über pro­duk­ti­ve und unpro­duk­ti­ve Arbeit, MEW 26.1, 127.

„Eine Sän­ge­rin, die auf ihre eige­ne Faust ihren Gesang ver­kauft, ist ein unpro­duk­ti­ver Arbei­ter. Aber die­sel­be Sän­ge­rin, von einem Unter­neh­mer enga­giert, der sie sin­gen lässt, um Geld zu machen, ist ein pro­duk­ti­ver Arbei­ter; denn sie pro­du­ziert Kapi­tal.“ K. Marx, Theo­rien über den Mehr­wert I., MEW 26.1, 377.

„End­lich erlaubt die außer­or­dent­lich erhöh­te Pro­duk­tiv­kraft in den Sphä­ren der gro­ßen Indus­trie, beglei­tet, wie sie ist, von inten­siv und exten­siv gestei­ger­ter Aus­beu­tung der Arbeits­kraft in allen übri­gen Pro­duk­ti­ons­sphä­ren, einen stets grö­ße­ren Teil der Arbei­ter­klas­se unpro­duk­tiv zu ver­wen­den …“ K. Marx, Kapi­tal I, MEW 23, 469.

Fin­de ich enorm span­nend, weil sich m.E. gegen­wär­tig nicht nur die Arbeits­pro­zes­se zuneh­mend in die­sem selt­sam “flui­den” Zustand befin­den, aus dem Marx sie ret­ten woll­te — son­dern sich schon bei Marx anzu­deu­ten beginnt, dass die Kon­zen­tra­ti­on auf die ver­ge­gen­ständ­lich­te Arbeit eine künst­li­che Abs­trak­ti­on, der Wer­tä­ti­ge mit sei­ner ver­gen­ständ­li­chen­den Arbeit — eine Rand­er­schei­nung. Denn was genau wür­de den dienst­leis­ten­den Holz­ha­cker vom Werk­tä­ti­gen bzw. Wert-Täti­gen scharf genug tren­nen? Wie gesagt — ich bin kein Mar­xist, fin­de nur an die­ser Fra­ge eine sinn­vol­le Anknüp­fung und ein Befra­gen von mar­xis­ti­schen Kate­go­rien drin­gend notwendig.

Zudem ver­an­lasst es mich, dem­nächst doch noch über die Fra­ge des Urhe­ber­rechts in Zei­ten des Flui­dums oder des Per­for­mats (Kus­anow­sky etwa hier) zu schreiben.

Der erste Akt vom “Marienthaler Dachs”

Juli 4th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Der erste Akt vom “Marienthaler Dachs” § permalink

Aus­ge­druckt (lei­der nur auf A3 — nicht wirk­lich les­bar in 3pt-Schrift…) und an die Bücher­wand gepinnt. Doch gar nicht so exzes­siv, wie ich dach­te. Zwei Akte kom­men noch dazu (es sei denn, der Ver­lag sieht das Bild und schickt mir einen Auf­trags-Tin­ten­kil­ler…) — dann wirds sein. Fein, fein.

Und das ist die Pla­nung: » Read the rest of this entry «

Definition von Theater (normativ)

Juni 22nd, 2010 § Kommentare deaktiviert für Definition von Theater (normativ) § permalink

Thea­ter ist das Labor der prak­ti­schen Vernunft.

Netzdramaturgie, vernetzte Welten, Systeme

Juni 20th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Netzdramaturgie, vernetzte Welten, Systeme § permalink

Die Lek­tü­re von Boltanski/Chiapello bringt mich zurück zu den län­ger nicht mehr ver­folg­ten Über­le­gun­gen zur Netz­dra­ma­tur­gie (hier). Im neu­en Geist des Kapi­ta­lis­mus füh­ren die Autoren eine Epo­chen­fol­ge an, die zugleich eine Epo­chen­fol­ge der “dra­ma­ti­schen” oder nicht-mehr-dra­ma­ti­schen Lite­ra­tur sein könnte:

Das Sozi­al­le­ben wird von nun an nicht mehr — wie noch in der fami­li­en­ka­pi­ta­lis­ti­schen Welt — als eine Rei­he von Rech­ten und Pflich­ten gegen­über einer erwei­ter­ten Fami­li­en­ge­mein­schaft dar­ge­stellt, und auch nicht — wie es für die Indus­trie­welt galt — als eine abhän­gi­ge Beschäf­ti­gung » Read the rest of this entry «

Boltanski/Chiapello: Trennung von Wirtschaft und Gesellschaft

Juni 19th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Boltanski/Chiapello: Trennung von Wirtschaft und Gesellschaft § permalink

Vor Wochen hat­te ich hier und hier die Behaup­tung gepos­tet, das Grund­pro­blem der Wirtschaft(swissenschaft) bestehe in der ursprüng­li­chen Tren­nung von Wirt­schafts- und Gesell­schafts­wis­sen­schaft. Das dünk­te mich neu — ich hät­te viel­leicht aber ein­fach Boltanski/Chiapello Der neue Geist des Kapi­ta­lis­mus S.48f. (ama­zon) zitie­ren sollen:

Die Ent­wick­lung der Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten hat — ob es sich nun um die klas­si­sche oder mar­xis­ti­sche Wirt­schafts­leh­re han­delt — zu einer Vor­stel­lung der Welt bei­getra­gen, die gegen­über dem tra­di­tio­nel­len » Read the rest of this entry «

Where Am I?

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