Theater und Kritik: Zwei Siechen beim Sterben zusehen?

Mai 20th, 2011 § 2 comments § permalink

In den letz­ten Pos­tings hat­te ich zu zei­gen ver­sucht, in welch bedroh­li­cher Lage sich mei­nes Erach­tens die Stadt­thea­ter befin­den – und zwar nicht aus dem uner­klär­li­chen Spar­wahn von Käm­me­rern, son­dern durch eine selbst­ver­schul­de­te Zeit­krank­heit. Als Nach­trag möch­te ich nun hin­zu­fü­gen, wie mei­ner Mei­nung nach die Situa­ti­on von Thea­ter und Thea­ter­kri­tik dazu füh­ren, gemein­sam in einen nicht rei­ßen­den, son­dern eher müden und ermü­den­den Abwärts­stru­del gera­ten, der bei­de an ein abseh­ba­res Ende bringt. Vor eini­gen Wochen schrieb Jür­gen Ber­ger auf der Sei­te des Goe­the-Insti­tuts einen Arti­kel mit dem Titel „Eine Fra­ge der Zeit – Print oder Online und wie das Inter­net die Thea­ter­kri­tik ver­än­dert“, der fol­gen­der­ma­ßen beginnt:

Dass sich Tei­le der Thea­ter­kri­tik ins Inter­net ver­la­gern, ist unauf­halt­sam. Allei­ne der all­mäh­li­che Abbau der Thea­ter­kri­tik vor allem in regio­na­len Print­me­di­en hat zur Fol­ge, dass eine Leer­stel­le ent­steht. Das spü­ren vor allem die Thea­ter jen­seits der Metro­po­len, die immer weni­ger im Feuil­le­ton auf­tau­chen. Es hat aber auch zur Fol­ge, dass immer weni­ger jun­ge Nach­wuchs­jour­na­lis­ten sich schrei­bend als Thea­ter­kri­ti­ker erpro­ben kön­nen. Die ein­zi­ge Aus­weich­mög­lich­keit: Das Inter­net. (Quel­le)

In der Fol­ge ver­brei­tet er sich über Kul­ti­ver­sum und Nacht­kri­tik und fled­dert ein wenig an der jour­na­lis­ti­schen Qua­li­tät der Kri­ti­ker und ihrer Tex­te her­um. Vie­les von dem, was er schreibt, ist nicht falsch. Eini­ges rich­tig. Es bleibt aller­dings an ober­fläch­li­chen Phä­no­me­nen und Geschmacks­kri­ti­ken an den geschmäck­le­ri­schen Kri­ti­ken hän­gen. Es ist ein­fach nicht zu erwar­ten, dass Schrei­ber, die mit einem Stun­den­satz von Gebäu­de­rei­ni­gungs­per­so­nal (Hono­rar für eine Kri­tik 60 € laut Esther Sle­vogt hier) abge­speist wer­den (und dar­auf läuft es in etwa hin­aus, betrach­tet man den gesam­ten Zeit­auf­wand für eine Kri­tik), eine refle­xi­ve Qua­li­tät ablie­fern, die haupt­be­ruf­li­chen oder nach Zei­tungs­sät­zen bezahl­ten Frei­en eig­net. Nacht­kri­ti­ken zu schrei­ben kann nur Hob­by sein oder die Mög­lich­keit, kos­ten­los ins Thea­ter zu kom­men. Aber das ist geschenkt und sei dahin gestellt.

Von Ver­schwin­den der Zeitungskritik

Inter­es­san­ter fin­de ich sei­ne Asser­ti­on, dass das schwin­den der Kri­ti­ken aus Zei­tun­gen eine unum­kehr­ba­re Bewe­gung sei – und sie ist fatal. Aus zwei­er­lei Grün­den. Zum einen zeigt sich an dem feh­len­den Auf­schrei der Leser­schaft, dass Thea­ter­kri­ti­ken schon längst nicht mehr als wesent­li­cher Bestand­teil der Zei­tungs­lek­tü­re bei Otto und Otti­lie Nor­mal­le­ser gel­ten. Thea­ter­kri­tik ist kein Kern­be­stand von Zei­tun­gen – höchs­tens eine Art Kol­la­te­ral­in­for­ma­ti­on, die » Read the rest of this entry «

Appell und Verantwortung. Oder: Sind Surfer Subjekte?

April 11th, 2011 § 7 comments § permalink

Im Zeit­al­ter des Net­zes wird die Fra­ge nach dem Sub­jekt neu gestellt. Sie muss neu gestellt wer­den, da die tra­di­tio­nel­len Bestim­mun­gen von Sub­jek­ti­vi­tät nicht mehr hin­rei­chend zu sein schei­nen, um den poly­morph per­ver­sen Sur­fer oder User zu fas­sen. Gemes­sen am Begriff des Sub­jekts ist der Sur­fer eine viel­ge­stal­tig gal­lert­ar­ti­ge Mas­se an Kom­mu­ni­ka­ti­on, die sich bald hier­hin, bald dort­hin ver­brei­tet, kle­ben bleibt und selbst zu einem Netz im Gesamt­netz gerinnt, bestehend aus den hin­ter­las­se­nen Spu­ren. Ob dahin­ter eine Iden­ti­tät, Kon­stanz, Auto­no­mie liegt? Ob über­haupt ein ein­heit­li­cher Flucht­punkt hin­ter die­sen prot­e­i­schen Viel­ge­stal­ten liegt? Ob sich von einer Viel­heit im Sin­ne einer mul­ti­pli­zier­ten und mul­ti­plen Ein­heit spre­chen lässt – oder von einer Unbe­stimmt­heit in sich, einem zeit­li­chen, räum­li­chen, kon­tex­tu­el­len Flui­dum, das sich in Sekun­den­schnel­le ver­än­dert. Das alles ist kei­ne post­mo­der­ne Fei­er eines post­sub­jek­ti­ven Zeit­al­ters – denn der his­to­ri­sche Rück­gang (mit durch­aus bewuss­ter Ver­knap­pung) kommt an einem Punkt an, der zeigt, wie wich­tig ein Begriff des Sub­jekts ist (auch wenn es viel­leicht zukünf­tig einen ande­ren Namen füh­ren muss).

Das Sub­jekt – Natu­ral Born Fiction

Das Sub­jekt war immer schon eine Fik­ti­on. Was kein Ein­wand ist. Es macht ledig­lich Sinn, das nicht zu ver­ges­sen, wenn dage­gen ange­rannt wird. Es ist schier unmög­lich, gegen Fik­tio­nen zu kämp­fen. Gespens­ter las­sen sich nicht dekon­stru­ie­ren. Zunächst weil sie von Anfang an kon­stru­iert sind und jede Dekon­struk­ti­on nur fest­stel­len kann, dass hier eine Kon­struk­ti­on vor­liegt. Was von wenig Erkennt­nis­ge­winn ist. Zudem weil jeder erneu­te Kampf gegen das Gespenst ihm nur neue Kraft ver­leiht. So ist der Ent­zug der Meta­phy­sik, den die Dekon­struk­ti­on bewerk­stel­li­gen woll­te, gründ­lich dar­an geschei­tert, dass » Read the rest of this entry «

Warum so viele Klassikerinszenierungen: Die Todsünden des Theaters (Antwort auf Nora Decker)

April 11th, 2011 § 3 comments § permalink

Die Schau­spiel­stu­den­tin Nora Decker hat mir eine Fra­ge gemailt, die nur auf den ers­ten Blick oft gehört und wie ein miso­thea­tra­ler Stoß­seuf­zer erscheint:

war­um wer­den sovie­le büh­nen­klas­si­ker insze­niert (shake­speare, goe­the, ibsen, usw.)?

gab es nicht eine zeit, in der stü­cke geschrie­ben u auf die büh­ne gebracht wur­den und gebrauch­te stü­cke im schrank blieben?

und wenn ja, war­um ist das nicht mehr so, war­um sieht die hit­lis­te der spiel­plä­ne so aus? :

1 Faust (Goe­the)
2 Der Gott des Gemet­zels (Reza)
3 Romeo und Julia (Shake­speare)
4 Ein Som­mer­nachts­traum (Shake­speare)
5 Kaba­le und Lie­be (Schil­ler)
6 Klamms Krieg (Hen­sel)
7 Wert­her (Goe­the)
8 Sze­nen (Lori­ot)
9 Die Räuber (Schil­ler)
10 Maria Stuart (Schil­ler)
11 Nathan der Wei­se (Les­sing)
12 Der zer­broch­ne Krug (Kleist)
13 An der Arche um acht (Hub)
14 Ham­let (Shake­speare)
15 Die Grönholm-Methode (Gal­ceran)
16 Der Men­schen­feind (Molière)
17 Ladies Night (Sinclair/McCarten)
18 Bud­den­brooks (Mann/Düffel)
19 Wer hat Angst vor Vir­gi­nia Woolf? (Albee)
20 Micha­el Kohl­haas (Kleist)

Ich fin­de die Fra­ge rele­vant. Und möch­te sie des­we­gen nicht per Mail son­der mit einem Pos­ting beantworten.

Erster Ansatz: Der Markt

Man könn­te es sich ein­fach machen und ange­bots­öko­no­misch argu­men­tie­ren: „Nun­ja, es gibt halt nicht genug Nach­schub, der insze­niert wer­den könn­te.“ Das ist kein Argu­ment: Öko­no­mi­schen Regeln fol­gend, müss­te eine Nach­fra­ge sich ein Ange­bot erschaf­fen. Übri­gens: Das tut es sogar.

Zweiter Ansatz: Der Wahrnehmungsfehler

Tat­säch­lich gab es in den letz­ten Spiel­zei­ten so vie­le Urauf­füh­run­gen wie ver­mut­lich nie in der Thea­ter­ge­schich­te zuvor (Werk­sta­tis­tik Büh­nen­ver­ein 2008/09: 609 Ur- und Erst­auf­füh­run­gen!). Also: „Wahr­neh­mung öff­nen und sehen, dass die Behaup­tung falsch ist.“

Sie ist aller­dings nicht falsch. Die von den Batt­le­group-Autoren vor­ge­tra­ge­ne Behaup­tung, es gäbe zwar einen unstill­ba­ren Hun­ger nach Urauf­füh­run­gen, die zumeist von Jung­re­gis­seu­ren auf Werk­statt­büh­nen ver­heizt wür­den, trifft zu. Und sie ändert nichts an der Situa­ti­on, dass unter dem Deck­män­tel­chen des „Wir spie­len ja Neu­es“ tat­säch­lich eine basalt­e­ne Grund­struk­tur der Klas­si­ker­in­sze­nie­run­gen zu fin­den ist (2008/9 wur­den ins­ge­samt 3.710 Wer­ke laut Büh­nen­ver­ein auf­ge­führt – ein Sechs­tel also nur neue Tex­te, 3.100 nicht­neue Wer­ke bei ins­ge­samt 7.090 Insze­nie­run­gen, von denen dann die „neu­en“ Stü­cke, die zumeist nur ein­mal insze­niert wer­den, gera­de ein­mal  8,6% sind), in die nur gele­gent­lich eini­ge „embedded aut­hors“, die als Dra­ma­tur­gen oder ähn­li­ches im Betrieb durch­ge­nu­delt wer­den, inte­griert sind.

Der groß­ar­ti­ge, hier (lei­der offen­bar nicht mehr) blog­gen­de Frank Kroll vom Hen­schel-Schau­spiel­ver­lag hat sich vor eini­gen Jah­ren die Mühe gemacht, die Büh­nen­ver­eins-Sta­tis­tik jen­seits des ers­ten posi­ti­ven Ein­drucks nach­zu­rech­nen und kommt zu dem Ergebnis:

Zwar ist, abso­lut be­trach­tet, die Zahl der ur- und erst­auf­ge­führ­ten Wer­ke seit Beginn der 90er Jah­re um etwa ein Drit­tel ange­stie­gen, im sel­ben Zeit­raum redu­zier­te sich die durch­schnitt­li­che Vor­stel­lungs­zahl pro Werk jedoch um ein höhe­res Maß. Immer mehr Wer­ke wer­den von den Thea­tern «ent­deckt», erle­ben dann aber immer weni­ger Auf­füh­run­gen. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit neu­er deutsch- und fremd­spra­chi­ger Dra­ma­tik sta­gniert wei­ter­hin auf einem nied­ri­gen Level. Den viel­be­schwo­re­nen «Hype» mit Neu­er Dra­ma­tik hat es nie gege­ben. Zwi­schen der Selbst­dar­stel­lung der Thea­ter und dem tat­säch­li­chen Büh­nen­ge­sche­hen besteht eine deut­li­che Dis­kre­panz. (Quel­le)

Nur weil Buch­händ­ler auch lus­ti­ge Gruß­post­kar­ten an der Kas­se ver­kau­fen wer­den sie noch lan­ge nicht zu Gruß­post­kar­ten­ge­schäf­ten. Das „Kern­ge­schäft“ der Thea­ter ist und bleibt die bis zu Erbre­chen wie­der­hol­te Klas­sik. Warum?

Dritter Ansatz: psycho-ethisch

Tat­säch­lich begrün­det sich die­ses Ver­hal­ten aus fünf künst­le­ri­schen Tod­sün­den: Faul­heit, Feig­heit, Dumm­heit, Eitel­keit und Geiz. Und zwar so: » Read the rest of this entry «

Theatersterben: Zur Kritik des reinen Vergnügens

April 11th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Theatersterben: Zur Kritik des reinen Vergnügens § permalink

Ein kur­zer Mail­wech­sel mit Oli­vi­er Garo­fa­lo bringt mich dazu, nicht nur zum Haupt­the­ma die­ses Blogs – dem Thea­ter – zurück zu keh­ren. Son­dern direkt zu fun­da­men­ta­len Fra­gen des Gegen­warts­thea­ters zu kom­men. In der Mail von Garo­fa­lo fin­det sich die­se pro­vo­kan­te Frage:

die wich­tigs­te Fra­ge ist wohl, ob der Inhalt
ver­schwin­det, weil das Publi­kum in den heu­ti­gen Zei­ten in ihrer Freizeit
nicht mit Fremd­ge­dan­ken belas­tet wer­den wol­len, oder ob beson­ders die
Schau­spiel- und Regie­schu­len nur Ästhe­tik leh­ren (weil das freie Den­ken eh
nicht bei­bring­bar ist). Wahr­schein­lich bei­des und mit­ten­drin die Kritik,
die ihre Mass­stä­be an der Kunst mes­sen und eben nicht am Inhalt.

Garo­fa­lo nimmt damit drei Betei­lig­te als poten­zi­el­le Akteu­re auf: Publi­kum, Thea­ter­schu­len und Kri­tik. Das ist inso­fern span­nend, als die Dis­kus­si­on nicht sofort Inten­dan­ten, Dra­ma­tur­gen und Regis­seu­re in den Blick und Angriff zu neh­men ver­sucht. Son­dern die Ent­ste­hungs­be­din­gun­gen einer bestimm­ten Gesamt­si­tua­ti­on auf schein­ba­re Rand­be­din­gun­gen zurück­führt – was Sinn macht.

Das Publi­kum

Ist das Publi­kum bzw. sind die Zuschau­er Akteu­re in einem Sinn, der sie mit­ver­ant­wort­lich für das Elend gegen­wär­ti­gen Thea­ters macht? Was will „das Publi­kum“? Ein gro­ßer, ein­fluss­rei­cher Teil des aktu­el­len Publi­kums for­dert offen­bar „werk­treue“ Insze­nie­run­gen von Klas­si­kern. Sie wol­len Muse­um. Iden­ti­sche Repro­duk­ti­on der eige­nen Vor­stel­lun­gen des­sen, was „die alten Meis­ter“ schrie­ben, woll­ten, vor­stell­ten. Die­se Debat­te ist nicht tot zu bekom­men. Und Thea­ter tun die­sem Publi­kum ja den Gefal­len. Man spielt die Klas­si­ker. Und wenns kei­ne » Read the rest of this entry «

Zum Begriff des Publikums — Gastbeitrag von Olivier Garofalo

April 10th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Zum Begriff des Publikums — Gastbeitrag von Olivier Garofalo § permalink

Von Oli­vi­er Garo­fa­lo, des­sen Mas­ter-Arbeit über Sich Gesell­schaft leis­ten ich ja letz­tens ver­linkt hat­te, bekam ich den fol­gen­den Gast­bei­trag, den ich ger­ne veröffentliche.

Als Kon­su­ment des Thea­ters ist der Zuschau­er in der öko­no­mi­sier­ten Gesell­schaft das bes­te Indiz, Erfolg oder Miss­erfolg aus­zu­ma­chen. Gleich­zei­tig ist das Publi­kum auch jen­seits des Ver­kaufs­schal­ters not­wen­di­ge Bedin­gung für die Exis­tenz des Thea­ters. Anders als der Film kann das Thea­ter nicht ohne Publi­kum exis­tie­ren. Thea­ter ohne Publi­kum ist kein Thea­ter, höchs­tens eine Pro­be. Die­se Erkennt­nis, so offen­sicht­lich sie auch ist, scheint ver­ges­sen zu sein. Das Thea­ter basiert auf die­sem Dua­lis­mus : einer­seits die Künst­ler, wel­che ihr Geld damit ver­die­nen, Thea­ter zu rea­li­sie­ren und auf der ande­ren Sei­te der Zuschau­er, der sein ver­dien­tes Geld im Thea­ter wie­der aus­gibt. Damit sind die zwei Pole ein­deu­tig erkenn­bar: einer­seits der Arbei­ten­de, ande­rer­seits der Freizeitler.

Genau die­se Schwel­le ist gegen­wär­tig ein wesent­li­ches Pro­blem des Thea­ters. In einer lei­tungs­ori­en­tier­ten, öko­no­mi­sier­ten Gesell­schaft wird die freie Zeit zum Moment des sys­te­mi­schen Aus­bruchs. Kein Druck und kei­ne Ver­ant­wor­tung soll die Frei­zeit stö­ren, wes­halb ihre Gestal­tung wie­der­um kos­ten­güns­tig sein soll, denn das Gegen­teil wür­de eine finan­zi­el­le Legi­ti­ma­ti­on bedeu­ten und also Druck und » Read the rest of this entry «

Die Facebook Frage: Start einer Reihe

Februar 20th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Die Facebook Frage: Start einer Reihe § permalink

Immer wie­der mal flam­men hier und da Debat­ten rund um die Pri­vat­sphä­re auf. Sei es bei Goog­le Street­view. Sei es in Sachen Face­book. Im Wesent­li­chen zei­gen sich die­se Debat­ten als erschre­ckend niveau­los. Der (zumeist aus öffent­lich-recht­li­cher Ecke) gespeis­ten Warn-Mahn-Zei­ge­fin­ger­he­be­rei tre­ten auf der ande­ren Sei­te die Neo-Hip­pies und Ver­fech­ter der Frei­en Daten­lie­be unter der Sig­le der Post Pri­va­cy ent­ge­gen. Allen gemein­sam ist dabei, dass jeder ein aus unter­schied­lichs­ten Fak­ten und Fik­tio­nen gemisch­tes eige­nes Süpp­chen kocht und dem andern mög­lichst brüh­warm über den Kopf schüt­tet – das nie­mals auf sei­ne Ingre­di­en­zi­en befragt wird. Die Lage ist – unüber­sicht­lich. Und sie ist zudem: kom­plex. Denn es tre­ten in die­sem Post­dra­ma ver­schie­de­ne „Big Play­er“ auf, die auf wun­der­sa­me Wei­se wie Kipp­fi­gu­ren ihr eige­nes Erschei­nungs­bild ändern ohne sich selbst zu ver­än­dern. Der Betrach­ter oder Beob­ach­ter beob­ach­tet sie nur jeweils verschieden.

Die Play­er sind: Der User (ver­stan­den nicht als Mensch+Internet, son­dern als Netz­mensch). Die User. Der Staat. Das Unter­neh­men – zum Bei­spiel Face­book. So sim­pel hin­ter­ein­an­der auf­ge­schlüs­selt ent­behrt das Post­dra­ma­tis Per­so­nae bereits nicht einer gewis­sen Skur­ri­li­tät. Seis drum. Die Betrach­tungs­wei­se ist nun in vie­len Tex­te eine, die im Wesent­li­chen aus ungu­ten oder sau­gu­ten Gefüh­len » Read the rest of this entry «

Wenn Mammons Hammer kreist II: Theatersterben in Belanglosigkeit?

Januar 30th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Wenn Mammons Hammer kreist II: Theatersterben in Belanglosigkeit? § permalink

Och Mönsch – da waren sie doch poli­tisch so brav. Haben sich nicht wei­ter ein­ge­mischt in Poli­tik. Haben brav an der Platz­aus­nut­zung gear­bei­tet. Haben mit weni­gen Aus­nah­men die Stadt­obe­ren nicht in Erklä­rungs- oder Recht­fer­ti­gungs­not gebracht. „Poli­ti­sche“ Dimen­sio­nen hat­ten allen­falls die Etat­ver­hand­lun­gen mit dem Käm­me­rer. Das Con­trol­ling über­nahm – wie in ande­ren Wirt­schafts­be­trie­ben auch – die Füh­rung. More or less. „Poli­ti­sche“ Debat­ten im Thea­ter waren ledig­lich die For­de­run­gen, „die Poli­tik“ möge doch bit­te mehr Geld bereit­stel­len. Ganz freund­lich. Oder „kul­tur­po­li­ti­sche“ Debat­ten über die all­ge­mei­ne Wich­tich­keit von Kunst im All­ge­mei­nen. Thea­ter neben­bei im Beson­de­ren. Gehe direkt zum Käm­me­rer. Begib dich direkt dorthin.

Und dann das! Die gute Tat wird nicht belohnt. Nein. Den Thea­tern wird der Kit­tel gekürzt, bis es an die Haut geht. Man streicht hier eine Spar­te, legt dort zusam­men, schafft GmbH’s, kürzt da und dort (nacht­kri­tik hat hier eine schö­ne Chro­nik). Und die Thea­ter? Jam­mern. Schi­cken ihre Emis­sä­re zu Wup­per­ta­ler Demons­tra­tio­nen. Und – ste­hen recht allei­ne im Regen. So rich­tig mag nie­mand sich ihren Pro­tes­ten anschlie­ßen. War­um auch?

Ihr schert uns nur, wenn ihr uns rasiert!

Jahr­zehn­te­lang haben sich Thea­ter nicht dar­um geküm­mert, dass den Bewoh­nern die­ses Lan­des der Arsch finan­zi­ell rasiert wur­de. Seit Kohl’s gei­zig-mora­li­scher Wen­de, Lamb­s­dorffs Ver­neo­li­be­ra­li­sie­rung wer­den die erstrit­te­nen und erar­bei­te­ten Besitz­stän­de anders (oder gar nicht) unter den Men­schen ver­teilt. Seit Schrö­ders Agen­da wur­den die Dau­men­schrau­ben erneut ange­zo­gen. Und Mer­kels gran­dio­se Idee, plei­te­ge­hen­de Ban­ken mög­lichst von Klein­steu­er­zah­lern ret­ten zu las­sen, war nur ein kon­se­quen­ter wei­te­rer Akt. Die Thea­ter haben sich im Wesent­lich dar­um nicht geschert. Man hat­te ja doch noch so viel an Heb­bel, Tschechow, Ibsen, Strind­berg, Goe­the, Schil­ler, Les­sing, Shake­speare zu ent­de­cken – um von den gan­zen tof­fen Roma­nen ganz zu schwei­gen, die sich auf die Büh­ne brin­gen las­sen. Da bleibt natür­lich wenig Zeit, sich mit der eige­nen Zeit zu beschäf­ti­gen. War­um Hart­zIV  wenns doch auch Hen­ryIV, war­um Mer­kels Ban­ker wenns doch noch Schil­lers Räu­ber gibt? Das jeden­falls zei­gen uns die Charts des Deut­schen Büh­nen­ver­eins: » Read the rest of this entry «

Wenn Mammons Hammer kreist I: Gute Nacht, Nachtkritik?

Januar 23rd, 2011 § Kommentare deaktiviert für Wenn Mammons Hammer kreist I: Gute Nacht, Nachtkritik? § permalink

Wäh­rend das Netz aller­or­ten dar­über pala­vert, ob Zei­tungs- und Medi­en­häu­ser durch ein Leis­tungs­schutz­recht geschützt wer­den sol­len vor dem Nie­der­gang (aktu­el­le Zah­len kom­men­tiert Knü­wer), ob nicht Zei­tun­gen dann den Leis­tern, über die sie berich­ten, viel­leicht eben­falls für deren Leis­tung ein Ent­geld zah­len müss­ten (also etwa den Thea­tern, wie Nig­ge­mei­er meint), scheint Gott Mam­mon Fak­ten zu schaf­fen. Gera­de kreist sein töd­li­cher Ham­mer über den Köp­fen der geschätz­ten und von etwa hier mir beju­bel­ten Nacht­kri­tik­re­dak­ti­on. Hier gibt es ein Video mit Esther Sle­vogt, die (nach ermü­den­den Aus­füh­run­gen über die Spiralblock-„Affäre“) ein wenig über die Unter­neh­mung erzählt.

Die Reak­ti­on von Nacht­kri­tik auf die schlech­te wirt­schaft­li­che Situa­ti­on der Redak­ti­on: seit eini­gen Wochen wird ein Spen­den­auf­rauf mal mehr mal weni­ger pro­mi­nent auf der Start­sei­te vor­ge­hal­ten, um User zu Unter­stüt­zern zu machen. Das ist sym­pa­thisch aber gescheitert.

Quo Vadis, Journalismus?

Die Fra­ge, die sich dar­aus ablei­tet, lau­tet: Wenn denn die tra­di­tio­nel­len (Print-)Zeitungsverlage dar­nie­der gehen – wie kann sich qua­li­ta­tiv wer­ti­ger bis hoch­wer­ti­ger Jour­na­lis­mus noch finan­zie­ren. Und mit finan­zie­ren ist an die­ser Stel­le gemeint: Das all­täg­li­che Über­le­ben derer sicher­stel­len, die einen so gro­ßen Teil ihres Tages in die Erstel­lung der Inhal­te inves­tie­ren, dass sie kei­ner tra­di­tio­nel­len Gel­d­ar­beit nach­ge­hen kön­nen. Und nacht­kritk ist schon rela­tiv weit gegan­genl in Sachen Kos­ten­sen­kun­gen: rela­tiv lächer­li­che Hono­ra­re für die Autoren, kei­ne Rei­ose­kos­ten, wenig Gehalt für die Fest­an­ge­stell­ten. Man spart wo es geht. (Selbst)Ausbeutung? Na sicher!

Nun ist im Web inzwi­schen aller­or­ten die Mei­nung durch­ge­setzt: Was im Netz ist, kost nichts. Wer ins Netz arbei­tet, kriegt nichts. Des­we­gen erwar­te ich für die­ses post­dra­ma­ti­sche Blog hier kei­ner­lei Ent­gelt. Auch wenn ich hof­fe, irgend­wann eine Lebens­fi­nan­zie­rung u fin­den, die aus die­ser Tätig­keit (und dem Schrei­ben) mehr macht, als eine Urlaubs‑, Wochen­end- und Nacht­be­schäf­ti­gung. Die Pro­ble­ma­tik von Nacht­kri­tik ist also gar so weit nicht von der ande­rer Autoren ent­fernt. User lie­ben hoch­wer­ti­ge Inhal­te – bezah­len wol­len sie aber nicht dafür. Das ist so. Bezahl­pflicht für Nacht­kri­tik wäre das Todes­stünd­lein der Seite.

Es scheint, dass Nacht­kri­tik mit der für Idea­lis­mus typi­schen Nai­vi­tät an den Start gegan­gen ist. Wir machen mal – um Geld küm­mern wir uns spä­ter. Das Beschis­se­ne dar­an ist: Der Bäcker, der Ver­mie­ter, der Schus­ter, der Hos­ter der Nacht­kri­ti­ker will jetzt schon Geld. Und jetzt. Und jetzt. Und jetzt wieder.

Mam­mons Hammer

Nach dem Nie­der­gang der tra­di­tio­nel­len, print­ba­sier­ten Mas­sen­me­di­en (Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten …), die selbst­ver­ständ­lich wirt­schaft­lich ori­en­tier­te Unter­neh­men sind und schon immer waren, scheint die Visi­on von funk­tio­nie­ren­den Online­me­di­en eine Illu­si­on. Das Geld, das Ver­la­ge in Zei­tun­gen ver­lie­ren, wer­den sie zukünf­tig in digi­ta­len Medi­en nicht ein­neh­men kön­nen – da mag Döpf­ner das iPad anbe­ten, solan­ge er will (“Jeder Ver­le­ger soll­te sich ein­mal am Tag hin­set­zen, beten und Ste­ve Jobs dafür dan­ken, dass er mit die­sem Gerät die Ver­lags­in­dus­trie ret­tet.” Welt). Durch (Banner-)Werbung wer­den die Rück­gän­ge an Print­wer­bung nicht kom­pen­siert. Punktum.

Ich habe kei­ne gro­ße Lust, mich in die Leis­tungs­schutz­de­bat­te ein­zu­mi­schen – weil sie eine Phan­tom­de­bat­te ist. Wenn ein Kind im Brun­nen liegt, muss man nicht über Brun­nen­ab­de­ckun­gen reden. Son­dern den Bestat­ter rufen – denn die­ses Kind ist längst ertrun­ken. Nur post­mor­ta­le Refle­xe sind noch zu sehen. Das alte Geschäfts­mo­dell ist per­du. Und wo ist das neue Geschäfts­mo­dell? Heißt: Wie las­sen sich fähi­ge, erfah­re­ne und unbe­stech­li­che Jour­na­lis­ten finan­zie­ren? Wer­den die GEZ-finan­zier­ten Öffent­lich-Recht­li­chen die Medi­en der Zukunft sein? Einem Modell der Kir­chen­steu­er gleich also durch „Haus­halts­ab­ga­ben“ finan­ziert und pseu­do-kirch­li­che Auto­no­mie genie­ßen? Oder gibt es einen gesell­schaft­li­chen Kon­sens, der die­se gesell­schaft­li­che Funk­ti­on als so wich­tig ein­schätzt, dass aus gesell­schaft­li­cher Kraft her­aus die Finan­zie­rung gesi­chert wird (kei­ne Ahnung, wie das gehen soll – durch Nacht­kri­tik-Spen­den oder flattr oder ähn­li­ches geht’s nicht).

Übri­gens: Dies­mal liegt Mam­mons Ham­mer nicht in den Hän­den der Ban­ken, son­dern in den Hän­den der Kon­su­men­ten und Leser. Es wer­den nicht die bösen Agen­ten des Finanz­ka­pi­ta­lis­mus sein, die Nacht­kri­tik platt machen (könn­ten) son­dern es sind die Men­schen, die kei­ne Zei­tun­gen mehr kau­fen, die zugleich für zei­tungs­ar­ti­ge Inhal­te im Netz nicht bezah­len wol­len. Die Macht der Kon­su­men­ten rich­tet sich – gegen sie selbst?

Jeden­falls – und damit will ich den all­ge­mei­nen Teil been­den – wird nacht­kri­tik auf dem fal­schen Bein erwischt, eben­so wie die Leser. Denn in den letz­ten Jahr­zehn­ten schon hat ein Öko­no­mis­mus gesell­schaft­lich um sich gegrif­fen und auch die Kul­tur erfasst (ich hab schon in den spä­ten 80ern stu­den­ti­sche Arti­kel ver­fasst die sich gegen die „Sub­ven­ti­ons­kür­zun­gen“ gegen­über Thea­tern rich­te­ten …) – der weder von Kul­tur­schaf­fen­den, noch von insti­tu­tio­nel­len Ver­tre­tern, noch offen­bar von nacht­kri­tik ernst genom­men wur­de. Die Kul­tur hat sich nicht dafür inter­es­siert, wie den Vie­len lang­sam das Was­ser abge­dreht wur­de – jetzt inter­es­sie­ren sich die vie­len einen Scheiß­dreck dafür, dass Thea­tern und Thea­ter­zei­tun­gen das Was­ser bis zum Hal­se steht. Hät­tet ihr euch mal um den Tur­bo-Öko­no­mis­mus geküm­mert! Viel­leicht ist es noch nicht zu spät.

Die haus­ge­mach­ten Probleme

Nacht­kri­tik hat (wie bereits ange­deu­tet) auf ihrer Sei­te vie­les falsch gemacht, kaum einen Feh­ler aus­ge­las­sen. Die relaunch­te Web­sei­te ist eine Kata­stro­phe. Gegen das » Read the rest of this entry «

Berlin 21.–23.1. Gorki-Theater und Der Freitag: “Der Teilhabekapitalismus und sein Ende”

Januar 17th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Berlin 21.–23.1. Gorki-Theater und Der Freitag: “Der Teilhabekapitalismus und sein Ende” § permalink

Ich wollt, ich wär ein Ber­li­ner: dann wäre ich am 21. bis 23. Janu­ar im Maxim Gor­ki Thea­ter zu fin­den, das zusam­men mit dem Frei­tag dann ein Spe­cial “mass­nah­men gesell­schaft­li­cher teil­ha­be” ver­an­stal­tet. Unter ande­rem mit Oskar Negt (The­ma: Zei­ten des Zorns. Der neue Pro­test und die deut­sche Demo­kra­tie”) und Vor­trä­gen und Dis­kus­sio­nen zu dem The­ma “Der Teil­ha­be­ka­pi­ta­lis­mus und sein Ende”. Zudem ein Kon­zert “The John­ny Cash Song­book” und die Insze­nie­rung von Stein­becks “Früch­ten des Zorns”. Wär ich ein Ber­li­ner — ich wär da. Bin ich aber lei­der nicht. Schade.

Warum mit Luhmann keine Gesellschaft zu machen ist

Januar 16th, 2011 § 5 comments § permalink

Ein recht knap­pes Pos­ting von Kus­anow­sky auf Face­book erlaubt mir nun end­lich, klar zu beob­ach­ten, wel­chen Kar­di­nal­feh­ler ich in der Sys­tem­theo­rie Luh­manns beob­ach­te. Das Pos­ting sagte:

(Auch bei wave­tank als Kom­men­tar hier zu finden)

Und der Kar­di­nal­feh­ler ist dar­in zu beob­ach­ten, dass das Zitat nahe­legt, es sei eine Gesell­schaft, die die Gesell­schaft beob­ach­tet: „Die Gesell­schaft hat sich selbst zur Umwelt. Dar­in besteht die Gesell­schaft der Gesell­schaft.“ Tat­säch­lich ist es kei­ne Gesell­schaft. Die For­mu­lie­rung radiert (ich wür­de behaup­ten: sys­te­ma­tisch moti­viert) die Tat­sa­che aus, dass die Ichs nie zum Wir wer­den (jen­seits des grö­len­den Pöbels nach einem gewon­nen Fuß­ball­spiel und ähn­li­cher reli­giö­ser Ver­zü­ckungs­ge­le­gen­hei­ten). Dass der Beob­ach­ter also nie­mals Teil einer Beob­ach­tungs­ge­sell­schaft wird, son­dern immer nur allei­ne beob­ach­tet. Die grund­le­gen­de Ein­sam­keit des Beob­ach­ters wird sys­te­ma­tisch aus­ge­blen­det  wenn es heißt, die Gesell­schaft sei die Umwelt der Gesell­schaft, die sie beob­ach­te. Die Gesell­schaft gibt es nicht außer­halb der Beob­ach­tung des Beob­ach­ters, der sich dann lesend bei der (oder nach der) Beob­ach­tung der Gesell­schaft beob­ach­ten las­sen muss. (Falls jeman­den die Asser­to­rik die­ser Dar­le­gung stört, möge er sich ger­ne die Frei­heit her­aus­neh­men, den Text statt kon­sta­tiv ger­ne fakul­ta­tiv oder kon­di­tio­nal zu lesen; natür­lich ist dem Ver­fas­ser der gegen­wär­tig ver­brei­te­te Glau­ben an die fun­da­men­ta­le Kon­tin­genz bekannt, der selbst aller­dings selbst­ver­ständ­lich nicht weni­ger kon­tin­gent ist als die Behaup­tung der Determiniertheit/Prädestination der Welt – die selbst wie­der­um behaup­ten könn­te, das die gegen­wär­tig herr­schen­de Kon­tin­genz­be­ob­ach­tung deter­mi­niert und prä­de­sti­niert ist).

Die Beob­ach­tung des ein­sa­men Beob­ach­ters wird nie Gesellschaft

Wollt man genau­er for­mu­lie­ren, müss­te das Buch „Die Gesell­schaft der Gesell­schaft“ nicht nur hei­ßen „Die Gesell­schaft der Sozio­lo­gie“ son­dern „Die Gesell­schaft des Sozio­lo­gen“ oder gar „Die Gesell­schaft des Luh­manns“. Ein sol­cher Luh­mann (ein Beob­ach­tungs­kon­strukt des Lesers zwei­ter Ord­nung) kann nicht teil einer Gesell­schaft wer­den, solan­ge er sie beob­ach­tet – wäh­rend er zugleich natür­lich dadurch, dass er das, was er beob­ach­tet, als Gesell­schaft beob­ach­tet, untrenn­bar in der Gesell­schaft (als theo­ros) ent­hal­ten ist. Er müsst sich in die Gesell­schaft bege­ben, die er dann nicht mehr beob­ach­ten kann, weil es dann die Gesell­schaft der Beob­ach­tung PLUS sei­ner selbst ist – also nicht mehr die beob­ach­te­te Gesell­schaft. Eine Art des Nar­ziss­mus.  Damit löst er zwar für sich das Erkennt­nis­pro­blem, weil der Beob­ach­ter auf bei­den Sei­ten der erkennt­nis­theo­re­ti­schen Glei­chung auf­taucht (enth’ousiasmos nann­te man das in alten Zei­ten: Die Din­ge sind im Betrach­ter, der Betrach­ter in den Din­gen). Wer mit Hegel mar­schiert mag das ganz in Ord­nung fin­den, da es einer schö­nen Dia­lek­tik gleicht. Von außen beob­ach­tet nimmt es aber nur Lich­ten­bergs Apho­ris­mus über das Buch wie­der auf: „Ein Buch ist ein Spie­gel, wenn ein Affe hin­ein­sieht, so kann » Read the rest of this entry «

Where Am I?

You are currently browsing the Ökonomien und Theorien category at Postdramatiker.