Januar 11th, 2013 § § permalink
Was macht denn Theater aus? Was kann es denn anderes, mehr, besser als Film, Fernsehen, Internet, Videospiele? Wo liegt die Quelle einer einzigartigen Kraft des Theatrons? Natürlich in der livehaftigen Kopräsenz von Darstellern und Zuschauern. Aber was heißt das schon, wenn das Darstellungspersonal in seiner Darstellung die Livehaftigkeit auf die Simulation eines nicht vorhandenen Screens einschränkt, vor dem die Zuschauer sitzen? In dem Kopräsenz lediglich zur Störungsquelle des Darstellungspersonals durch unbotmäßiges Hüsteln, Flüstern, falsches Gnickern wird, um nicht zu reden von Chips- und Popkorntütenrascheln oder den Geräuschen eines Kaltgetränkegenusses und ganz zu schweigen von der Benutzung digitaler Kommunikationsmedien. Was bleibt von der Kopräsenz, wenn das Publikum nichts anderes ist als potenzieller Störenfried?
Chips? Handys im Zuschauerraum? Wer will das denn? Will ich das? Ich weiß es nicht. Es geht darum auch gar nicht, sondern darum, dass Theater aus seiner Hier- und Jetzigkeit nichts zu machen versteht. Und wenn die Gegenfrage „Ja wie denn“ nicht nur polemisch-rhetorisch im Raum stehen bleibt, sondern vielleicht zum Ansatz eines künstlerischen Forschungsprogrammes wird, wenn zudem das allfällige gelangweilte „machen wir doch alles schon“ weg bleibt und akzeptiert wird, dass das Publikum das, was in dieser Form stattfindet, eben noch (!) nicht » Read the rest of this entry «
Januar 10th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Theater als Ort der Reflexion über die Mitweltzerstörung — Antwort an Frank Kroll, Teil 4 § permalink
Theater ist ein Ort der Gesellschaft in der Gesellschaft, ein Ort, den sich Gesellschaft leistet und in dem sie sich Gesellschaft leistet. Ein Ort in der Gesellschaft außerhalb der Gesellschaft, vielleicht ein Heterotop, was ich vor einiger Zeit einmal hier im Blog vergleichsweise mit der Agrippa-Legende von Titus Livius verglichen hatte. Theater ist der Ort, in dem hinein man aus der Tagesgesellschaft abends hinaustritt, um in die Gesellschaft zurück zu schauen, Reflexion also nicht im einfach bewusstseinsphilosophischen, sondern im durchaus optischen Sinne, in dem sich etwas widerspiegelt, das es außerhalb der Spiegelung nicht gibt. Eine Mimesis, die nichts nach-ahmt, sondern einfach ahmt und durch den Effekt des scheinbaren „nach“ der Ahmung Erkenntnis und Vergnügen miteinander zu verbinden zu vermag. Es ist ein Spiegelbild ohne Vorbild. Aber machen wirs vielleicht auch nicht zu kompliziert. Also anders.
Seit 40 Jahren schaffen wir allmählich ein gesellschaftliches Bewusstsein über Umweltzerstörung und die ungewünschten Folgen der Manipualtion an der physischen Natur. Es ist an der Zeit, für das21. Jahrhundert neben der Umweltzerstörung auch die Mitweltzerstörung in den Blick zu bekommen, die in den letzten fünf Jahren in der sogenannten Finanzkrise ihr gesellschaftliches Fukushima » Read the rest of this entry «
Januar 9th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Die Frage der Zahl der Produktionen — Antwort an Frank Kroll, Teil 3 § permalink
Natürlich stimme ich Frank Krolls Diagnose zu, dass die Anzahl der „Produktionen“ bereits zu hoch ist, um sowohl verträglich für die Mitarbeiter, als auch zuträglich für die Kunst zu sein. Höhere Schnelligkeit kann demnach nicht heißen, noch mehr in noch kürzerer Zeit zu produzieren. Würden Theaterleute nicht mit einer angeborenen Arroganz gegenüber den Erfahrungen nichtkünstlerischer Institutionen, wie es etwa Wirtschaftsbetriebe sind, herumlaufen, hätten sie die Fatalität dieses Prozesses schon längst absehen können: Wenn die Zahl der Kunden gleich bleibt oder sinkt, besteht die einzige Chance zum Wachstum (sprich: zu höheren oder zumindest gleich bleibenden Auslastungsquoten), den verbleibenden Kunden mehr (Inszenierungen) zu verlaufen, ihnen also zusätzliche Kaufanlässe zu bieten. Heißt: Erhöhung der Produktpalette. Geschieht dies bei gleichbleibenden oder sinkenden Budgets, tragen die Konsequenzen die Beschäftigten. Und die Produktqualität. Das ist so einfach, wie nur etwas. Und es ist kein infiniter Prozess, weil irgendwann die hingeschluderten Produkte auch immer weniger » Read the rest of this entry «
Januar 8th, 2013 § § permalink
Es ist an der Zeit, dass die deutsche Gesellschaft (wenn auch nicht unbedingt wieder die Deutsche Gesellschaft) wieder einmal fragte: „Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?“.
Und bevor wir uns an die übergeordneten Fragen hinsichtlich des Menschseins begeben, ist also das „stehende“ zu befragen. Denn die zuletzt immer lauter werdende Debatte, die das sogenannte Freie gegen das sogenannte Stadttheater ausspielt, hat mehr oder minder deutlich die Frage nach diesem Stehenden gestellt, sofern das Stehende doch offenbar das alzu Beständige, das Starre, das Nicht-Bewegliche zu bezeichnen schien. Sollte eine Schaubühne also stehen oder nicht vielmehr gehen? Aber das nur als Exergue.
Wozu leisten sich Gesellschaften (ich verwende dieses Wort als leeren Begriff, der nichts meint als das, was er potenziell meinen könnte ohne doch bereits bestimmt zu sein) stehende Institutionen? Wozu dieser Bestand? Nicht wenige davon sollen widerstehen, sollen der Gang der Dinge verlangsamen und aufhalten, der ansonsten en passant zu Ergebnissen führt, die wären sie vorher bedacht worden, nicht eingetreten wären, da unerwünscht oder gefürchtet. Bauämter » Read the rest of this entry «
Januar 7th, 2013 § § permalink
Ich fürchte, die Zeit für „mal ausprobieren“, von der Frank Kroll schreibt, läuft ab. Es geht eher darum, neue Möglichkeiten entschlossen zu ergreifen, um Theater die Kraft (wieder) zu geben, die es hatte oder haben könnte. So menschlich verständlich es ist, dass das Führungspersonal nach jahrzehntelanger Belagerung durch Budgetsparer und Etatkürzer Ermüdungs- und Verschleißerscheinungen zeigt, so inakzeptabel ist es für die Institution und Kunst des Theaters. Es kann nur die Macht der Gewohnheit sein, die den Blick für den Dornröschenschlaf verschleiert, in dem Theater sich befinden. Und der, in dieser Form fortgesetzt, allmählich und unbemerkt in einen Big Sleep übergeht. Es ist eben nicht edler, die Pfeil und Schleudern des Geschicks zu dulden, sondern sich zu waffnen gegen diese See der Plagen und durch Widerstand sie zu beenden. Welchen Weg der Widerstand einschlagen soll – das mag jedes einzelne Theater für sich entscheiden. Nur Widerstand gegen Kameralisten zu leisten aber heißt, die Kräfte auf die falsche Flanke zu konzentrieren. Hier ist nichts zu gewinnen. Schon gar nicht durch späthoneckerhafte „Theater muss sein“ Aufkleber auf Autos.
Die Belagerungssituation entsteht ja nicht etwa aus übermächtigen Gegnern, sondern sie ist selbstgemachter Unbeweglichkeit geschuldet. Allerdings gemischt mit dem fehlenden Blick für mögliche Allianzen – und dazu zähle ich eben die Schreiber (formerly known as Autoren). Nicht in der Form einer Wiedereinsetzung » Read the rest of this entry «
Januar 7th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Die Antiquiertheit des szenisches Schreibprozesses – Antwort an Frank Kroll § permalink
Frank Kroll, Leiter des Suhrkamp Theaterverlags, hat mir mit einem Kommentar auf den zweiten Teil zum Posting „Die Antiquiertheit des szenischen Schreibprozesses“ geantwortet. Ich habe Frank Kroll, der erfreulicherweise wieder hier zu bloggen begonnen hat, auf den Autorentheatertagen 2002 in Hamburg als ausgesprochen klugen und sehr angenehmen Menschen kennengelernt, wollte deswegen auch entsprechend sinnvoll auf seinen Kommentar antworten – was leider vom Umfang her einigermaßen aus dem Ruder lief. Deswegen habe ich mich entschieden, meine Antwort in mehrere Postings zu zerteilen und in den nächsten Tagen sukzessive hier zu veröffentlichen.
UPDATE: Der erste Beitrag ist jetzt hier online: Die (Neu)Entfaltung der szenischen Kraft – eine Antwort an Frank Kroll, Teil 1
November 22nd, 2012 § § permalink
Theater ist ganz selbstverständlich ein kollaborativer Prozess, aus dem, überraschenderweise, nur eine Funktion nahezu komplett ausgeschlossen ist: die Schreiber. Das sorgt dafür, dass „eigenständige“ Texte entstehen, mit denen Theater meistens in dieser Form, mit dieser Besetzung, in dieser Tonalität nichts anfangen können. Und es sorgt auch, aufgrund der damit verbundenen Ungewissheit hinsichtlich der Finanzierung der eigenen Arbeit, dafür, dass Schreiber nach einigen Texten aufgeben. Wer wäre so dumm, serienweise Texte zu produzieren, die keine Abnehmer finden? Die nur ein paarmal auf einer Nebenstätte gespielt werden? Die, selbst wenn sie Einnahmen erbringen, diese Einnahmen – aufgrund der langwierigen Vorlaufzeiten – so spät kommen, dass inzwischen irgendein Brotjob angenommen werden muss? Der üblicherweise durchaus für eine Auslastung in einem Maße sorgt, dass konzentriertes Schreiben dann nicht mehr möglich ist. Dass die ersten Arbeiten direkt eine Perfektion haben, dass mehrere Häuser sie spielen, ist zumeist nur dem jährlichen Hype-Autor gegönnt. Der zwei oder drei Texte später dann wieder in der Versenkung verschwindet. Oder einer Handvoll Großautoren von der Kategorie Handke, Strauß, Jelinek, die „es geschafft“ haben.
Hinter diesem Umgang mit Schreibern und Texten schlummert noch immer der Mythos vom Originalgenie, vom aus sich selbst und einsam schaffenden Schriftsteller, der in seinem Stübchen den Kampf mit sich und der Welt aufnimmt und als Sieg dieses Kampfes einen Text vorlegt. Diesen Mythos gilt es zu zertrümmern. Weil er der Arbeitsweise der Gegenwart nicht » Read the rest of this entry «
November 22nd, 2012 § Kommentare deaktiviert für Die Antiquiertheit des szenischen Schreibprozesses I § permalink
Die Funktion des Autors im Stadttheater der Gegenwart ist nichts weniger als eine Paradoxe. Einerseits als Publikumsmagnet auf Spielpläne und Plakaten eingesetzt, ist „der Autor“ und seine Auktorialität, seine Herrschaft über Sinn und Gestalt der Aufführung (in einem naiven Verständnis dieser Begriffe, die jeweils einzeln und in ihren Zusammenspiel allerdings zu befragen wären) doch in keinster Weise mehr garantiert. Regie versteht sich nicht mehr als bloße Interpretation, schon gar nicht als einer Treue gegenüber dem Textwerk verpflichtet. Das Selbstverständnis moderner und postdramatischer Regie umfasst explizit den Anspruch eines freien Umgangs mit vorliegenden sprachlichen Artefakten, inklusive der Streichung oder Umstellung, des textlichen Mesh-ups, der Einbeziehung nicht originär für die Bühne geschriebener Texte wie Romane, Drehbücher oder Dokumente und Textsorten unterschiedlichster Provenienz. Das sorgt für den Reichtum des aktuellen Theaters, auch wenn gelegentlich noch immer Häupter sich recken, die dem Autor und seiner Intention das Primat zurück erteilen wollen (wie zuletzt und wieder einmal Kehlmann). Diese Schlachten können als geschlagen, » Read the rest of this entry «
Oktober 24th, 2012 § Kommentare deaktiviert für Stadttheater – Zerquetscht wie eine Nussschale? § permalink
Man muss schon in besonderer Weise leidensfähig sein, um in Zeiten wie diesen an einem Stadttheater zu arbeiten und es zu verteidigen. In einem Umfeld mit zunehmendem Veränderungsdruck und immer aggressiveren Reformforderungen die eigene traditionsförmige Arbeit weiter zu betreiben, nötigt durchaus Respekt ab. Einerseits. Andererseits droht es zu dem Ende zu führen, das Martin Semmelrogge als Wachoffizier schon in Das Boot ankündigte, als es langsam zu Grunde ging: Wenn der Außendruck zu groß wird, wird es zerquetscht wie eine Nussschale. Nachdem diese Debatte sich auf den unterschiedlichsten Plattformen und Medien abspielte, startet nun die Universität Hildesheim mit einer Ringvorlesung noch eine akademische Breitseite.
Woher kommt der Druck? Fassen wir einige Komponenten (Ergänzungen gerne per Kommentar) zusammen:
Zuschauerzahlen: Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein
Auslastungszahlen sind nichts Neues, sie erfüllen in etwa die Funktion der Einschaltquoten und Auflagen. Sie messen eigentlich nichts, aber mangels einer besseren Quantifizierung zieht man sie heran, um die Arbeit insbesondere einer Theaterleitung zu bewerten. Ergänzt noch um die Einnahmen, die damit erzielt werden. Dass das zu einer ungesunden Produktionsbeschleunigung führt, um in Zeiten schwindender Theaterinteressierter die weniger verbleibenden Besucher öfter ins Theater zu holen, habe ich schon vor einiger Zeit hier ausgeführt. Es ist eine Spirale, die dafür sorgt, dass in immer kürzeren Probenzeiten „Produktionen“ erzeugt werden müssen, die dann immer weniger Vorstellungen haben. Und deren Qualität sich sicherlich nicht durch Produktionsbeschleunigung steigert. Oder in Faust-Spektakel wie in Frankfurt enden, die das Unzulängliche zum Ereignis machen tun.
Finanzierung: Sparen wir uns das Theater
Je weniger Rückhalt Theater in der städtischen Öffentlichkeit haben, desto leichter fällt es in Zeiten angespannter öffentlicher Haushalte deren Budgets zu kürzen, Sparten zu streichen, Häuser zusammen zu legen. Oder Theater einfach dicht zu machen. Das Krisometer auf nachtkritik listet – leider wohl nicht mehr aktuell gepflegt, da etwa die aktuellen Wuppertaler Entwicklungen dort nicht zu finden sind – in einem Katalog der Schrecken die an vielen Orten anzutreffende Manipualtion des Geldhahns auf.
Die Kulturinfarkt-Fuzzis: Immer feste druff
Sekundiert werden diese finanzpolitischen Einschnitte von den Autoren des berüchtigten „Kulturinfarks“ (meine Rezension hier). In kruder Vermischung einerseits durchaus bedenkenswerter Einwände und Beobachtungen mit einem Generalangriff auf die deutsche Theaterlandschaft liefern die Verfasser die argumentative Unterfüttern für Kürzungsbestrebungen – täte es doch ihrer Meinung nach nicht nur die Hälfte des Budgets für die Stadttheater, sondern die Hälfte täte der Theaterlandschaft auch noch gut.
Stadttheaterdebatte: Geld den freien Hütten, Sturm auf die Paläste
In der auf nachtkritik geführten und von Matthias von Hartz mit einem Beitrag dort begonnenen Debatte werden Stadttheater und freie Gruppen gegeneinander geführt – mit der Behauptung, Innovationen (Ein ziemlich unglücklicher Begriff in diesem Zusammenhang) kämen in der letzten Zeit vornehmlich von den Freien. Und entsprechend solle ihnen eine bessere Finanzierung auch auf Kosten der Stadttheater zukommen. Die Teile der Debatte:
Matthias von Hartz: Dem Stadttheater ist noch zu helfen
Ulf Schmidt: Die Funktion des Stadttheaters – zum Theater in der Netzgesellschaft
Ute Nyssen: Die Geburt des Autors aus dem Nachspielen – zu Neuer Dramatik im Repertoirebetrieb
Torsten Jost und Georg Kasch: Kraftzentren im Dickicht der Städte – Stadttheater als kommunaler Diskursmotor
Nikolaus Merck: Tendenzieller Fall der Legitimitätsrate – Ein Brief zum Arbeitsbuch “Heart of the City. Recherchen zum Stadttheater der Zukunft”
Dirk Pilz und Christian Rakow im Interview mit Ulrich Khuon: In den Städten finden Kämpfe statt -
Eine Reihe weiterer interessanter Texte auf nachtkritik hier.
Zudem ist das Theater der Zeit Arbeitsbuch „Stadttheater der Zukunft“ zwar auf Inspirierendes für die besagte Zukunft ausgerichtet, muss aber natürlich dabei auch als Kritik am Bestehenden verstanden werden, wie es in der Beschreibung des Bandes auch zu lesen ist:
Die als notwendig angenommene Neubestimmung der Institution Stadttheater vorausgesetzt, wollten wir mit den Recherchen der hier versammelten Autorinnen und Autoren Materialien für unsere tastenden Versuche auf schwankendem Boden zusammentragen. (Quelle)
Hildesheimer Ringvorlesung: Geballte professorale Macht
Seit heute findet an der Universität Hildesheim eine (auf nachtkritik durch Thesenzusammenfassungen dokumentierte) Ringvorlesung (Flyerdownload) statt, mit dem Titel „Theater. Entwickeln. Planen.“ Als Auftakt ist Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Direktor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim an den Start und das Pult getreten. Die Thesen sind auf nachtkritik hier zu finden. Ein kurzes Zitat aus den (lesenswerten) Thesen:
Die Situation, in der wir uns im Moment befinden, ist nicht nur eine Folge des Versagens der Kulturpolitik, sondern auch der Theater. Wenn sie sich selbst für neue Formen geöffnet haben, dann nur in einigen wenigen Projekten. Wenn sich etwas geändert hat, dann eigentlich nur » Read the rest of this entry «
Oktober 9th, 2012 § Kommentare deaktiviert für Veranstaltungshinweis: Theatercamp Hamburg im November § permalink
Trotz der Erfahrungen mit der missratenen Spielplanwahl Anfang des Jahres bleibt das Hamburger Thalia Theater in Sachen Auseinandersetzung mit dem, was man landläufig Social Media nennt, am Ball: Am 11. November (also zu Beginn der Karnevalssaison …) wird dort eine als BarCamp beschriebene Veranstaltung stattfinden, das Theatercamp 2012 (hier der Hinweis vom Thalia, hier die Veranstaltungsseite). Leider gibt man der Veranstaltung nur etwa acht Stunden Zeit und Raum — immerhin mehr als nichts. Wenn auch mehr mehr gewesen wäre. Sein würde. Hätte können.
Die Fragen, die man sich in der Veranstaltungsbeschreibung stellt, sind diejenigen, die sich auch so ziemlich jedes Unternehmen stellt, das sich mit Social Media auseinandersetzt: Werden wir damit nicht zu transparent? Können wir hier Tickets verkaufen? Lassen sich Social Media für die Veränderung unseres Angebots nutzen? Oder haben wir lange genug gewartet, um jetzt den ganzen Social Media Kram als abebbenden Hype kategorisieren und damit ignorieren zu können? Ziemlich viele und ziemlich fundamentale Fragen für acht Stunden. Aber ein spannender Beginn vielleicht von etwas.
Auf der Veranstaltungswebseite (hier) lassen sich noch Session-Vorschläge unterbreiten. Bisher gibt es Beiträg zu Dramaturgien 3.0 – Rezeptionsverhalten und Erzählformen von Jochen Strauch, Ein Tweetup für die Kultur. Neue Veranstaltungsformate von Ulrike Schmid und Birgit Schmidt-Hurtienne, sowie Das Theater Heilbronn im Social Web von Katrin Schröder.
In jedem Falle gilt auch hier, was vom Theater grundsätzlich zu sagen ist: Wer nicht da ist, kann nicht mitreden und sich kein eigenes Bild machen. Also: hinfahren! Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich da sein.